Mus.ep. M. Wegelius 3 (Busoni-Nachl. B II) Mus.Nachl. F. Busoni B II, 5316
Hochgeehrter Herr!
Besten Dank erstens für Ihren lie⸗ benswürdigen Brief, zweitens für Ihre
Karte nebst den verlangten Notizen!Karte und Notizen nicht überliefert. In einer ebenfalls nicht überlieferten Karte hatte Wegelius zuvor biographische Notizen über Busoni erbeten (siehe den vorigen Brief).
Es giebt bei uns in Helsingforsz drei
Theater: ein schwedisches, ein finnisches und ein russisches. In den beiden ersten
wird regelmässig gespielt – 3 bis 4 Abende
in der Woche. Das russische Theater steht
meistens unbenüutranscription uncertain.
alternative reading:
ützt; es gastiren dort zu⸗ weilen schwedische Operettengesellschaften,
zuweilen russische u. s. w. Es ist möglich
dass im Herbst eine einheimische Opern⸗ gesellschaft ein Paar Monate dort spie⸗ len wird; doch steht der Plan noch auf[1]
Hochgeehrter Herr!
Besten Dank erstens für Ihren liebenswürdigen Brief, zweitens für Ihre
Karte nebst den verlangten Notizen!Karte und Notizen nicht überliefert. In einer ebenfalls nicht überlieferten Karte hatte Wegelius zuvor biographische Notizen über Busoni erbeten (siehe den vorigen Brief).
Es gibt bei uns in Helsingfors drei
Theater: ein schwedisches, ein finnisches
und ein russisches. In den beiden ersten
wird regelmäßig gespielt – drei bis vier Abende
in der Woche. Das russische Theater steht
meistens unbenutzt; es gastieren dort zuweilen schwedische Operettengesellschaften,
zuweilen russische usw. Es ist möglich,
dass im Herbst eine einheimische Operngesellschaft ein paar Monate dort spielen wird; doch steht der Plan noch auf
wenig festem Grund. Im schwedischen
Theater werden dann und wann Operetten und kleine Opern gegeben; die
Kräfte sehr schwach.Infolge des Machtkampfs der Svekomanen und der Fennomanen um die Vorherrschaft der schwedischen respektive der finnischen Sprache in Finnland, welcher sich zur Mitte des 19. Jahrhunderts zuspitzte, kam es auch in der Kulturszene zu einer sprachlichen Abgrenzung. Aufgrund der Benachteiligung von finnischsprachiger Kultur am Schwedischen Theater wurde 1872 ein weiteres Theater gebaut. 1880 kam im Auftrag des Russischen Reichs – dem Finnland als Großfürstentum angehörte – noch ein Theater für die russische Garnison in Helsinki hinzu (vgl. von Bonsdorff 2019, S. 77 ff.).
Acht Symphoniekonzerte werden jährlich vom „Orchesterverein“ gegeben. Das
Orchester ist für unsere Verhältnisse ganz gut; der Dirigent, Herr Kajanus, hat für klassische Sachen wenig Sinn und Pietät, für moderne
dagegen Verständnis und Hingabe.Robert Kajanus hatte die Helsinkier Orchester-Vereinigung 1882 gegründet – im selben Jahr, in dem Wegelius das Musikinstitut gegründet hatte. Beide Institutionen standen von Beginn an im ständigen Wettbewerb um überlebensnotwendige Spendenbeiträge durch private Musikliebhaber*innen, was noch dadurch verstärkt wurde, dass sich das Musikinstitut mit seiner regelmäßigen Konzertreihe und der Orchesterverein durch die Gründung einer Orchesterschule auch in ihrem Zuständigkeitsbereich nicht klar voneinander abgrenzten. Der Machtkampf hatte zur Folge, dass Kajanus seinen Angestellten vertraglich verbot, bei Konzerten des Musikinstituts mitzuwirken, woraufhin dieses sich auf Kammermusikabende beschränken musste (vgl. von Bonsdorff 2019, S. 324 ff.).
Das Musikinstitut gibt jährlich
ein bis zwei Konzerte (Soli und
gewöhnlich Chor) – bis jetzt immer
ohne Orchester – was nun wieder
spezielle Gründe hat, die Sie schon
früh genug erfahren werden. Ich
bezweifle aber nicht, dass Herr Kajanus Sie mit Vergnügen für ein Symphoniekonzert engagieren wird. Nur
muss ich den Vorbehalt tun, dass
Sie nicht vor unserem ersten Konzert
anderswo öffentlich auftreten. Nachher sind Sie frei. Bei uns fällt
nun das Hauptgewicht auf die Musikabende des Instituts, die für
ein kleines Publikum gegeben
werden. Da wirken Lehrer und Schüler mit; speziell kommen viele
Ensemblesachen vor; Streichquartette, Trios usw.Anders als bei Dent 1974 (S. 77 f.) oder Couling 2005 (S. 107) zu lesen ist, gab Busoni sein Debüt in Helsinki nicht mit dem Beethoven-Abend vom 13. Oktober (ibid. zudem fälschlich: 12. Oktober), sondern schon beim ersten Musikabend der Saison am 4. Oktober. Dabei stellte sich Busoni nicht nur als Virtuose, sondern auch als Komponist vor (vgl. Dahlström 1982, S. 355, No. 85; Flodin 1888). Dieses Konzert fand jedoch im Rahmen der Musikabende statt und war nur einem kleinen, auserwählten Kreis aus Studierenden und Spender*innen zugänglich. Das erste öffentliche Konzert des Instituts fand am 14. Februar 1889 statt (vgl. Dahlström 1982, S. 344). Entsprechend konnte Busoni erst am 28. Februar 1889 mit Kajanus’Orchester-Vereinigung auftreten. In diesem Konzert spielte er SchumannsKlavierkonzert(vgl. Wasenius 1888).
Damit ich es später nicht vergesse,
will ich Ihnen gleich sagen, dass der
billigste und bequemste Weg nach
Finnland über Lübeck geht. Von
dort fahren Sie mit Dampfer in
dreimal 24 Stunden nach Helsingfors
für einen Preis von 80 oder 75 Franc
(erste Klasse), Verpflegung nicht einberechnet. Die Dampfer gehen einmal in der Woche; der beste ist
„Storfursten“.
Für diesmal muss ich schließen.
Leben Sie wohl, lieber Herr Kollege,
und seien Sie uns nochmals herzlich willkommen! Wenn Sie noch
was von uns hören wollen, so
fragen Sie nur getrost weiter.
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2Diplomatic transcription
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wenig festem Grund. Im schwedischen Theater werden dann und wann Ope⸗ retten und kleine Opern gegeben; die
Kräfte sehr schwach.Infolge des Machtkampfs der Svekomanen und der Fennomanen um die Vorherrschaft der schwedischen respektive der finnischen Sprache in Finnland, welcher sich zur Mitte des 19. Jahrhunderts zuspitzte, kam es auch in der Kulturszene zu einer sprachlichen Abgrenzung. Aufgrund der Benachteiligung von finnischsprachiger Kultur am Schwedischen Theater wurde 1872 ein weiteres Theater gebaut. 1880 kam im Auftrag des Russischen Reichs – dem Finnland als Großfürstentum angehörte – noch ein Theater für die russische Garnison in Helsinki hinzu (vgl. von Bonsdorff 2019, S. 77 ff.).
Acht Symphonieconcerte werden jähr⸗ lich ivom “Orchesterverein” gegeben. Das
Orchester ist für unsere Verhältnis⸗ se ganz gut; der Dirigent, Herr Kaja⸗ nus, hat für klassische Sachen we⸗ nig Sinn und Pietät, für moderne
dagegen Verständniss und Hingabe.Robert Kajanus hatte die Helsinkier Orchester-Vereinigung 1882 gegründet – im selben Jahr, in dem Wegelius das Musikinstitut gegründet hatte. Beide Institutionen standen von Beginn an im ständigen Wettbewerb um überlebensnotwendige Spendenbeiträge durch private Musikliebhaber*innen, was noch dadurch verstärkt wurde, dass sich das Musikinstitut mit seiner regelmäßigen Konzertreihe und der Orchesterverein durch die Gründung einer Orchesterschule auch in ihrem Zuständigkeitsbereich nicht klar voneinander abgrenzten. Der Machtkampf hatte zur Folge, dass Kajanus seinen Angestellten vertraglich verbot, bei Konzerten des Musikinstituts mitzuwirken, woraufhin dieses sich auf Kammermusikabende beschränken musste (vgl. von Bonsdorff 2019, S. 324 ff.).
Das Musikinstitut giebt jährlich
ein bis zwei Concerte (Soli und
gewöhnlich Chor) – bis jetzt immer
ohne Orchester, – was nun wieder
specielle Gründe hat, die Sie schon
früh genug erfahren werden. Ich
bezweifle aber nicht, dass Herr Kaja⸗ nusSie mit Vergnügen für ein Sym⸗ fonieconcert engagiren wird. Nur
muss ich den Vorbehalt thun, dass
Deutsche
Staatsbibliothek
Berlin
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wenig festem Grund. Im <orgNamekey="E0600225"><placeNamekey="E0500280">schwedischen</placeName><lb/>Theater</orgName> werden dann und wann Ope
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3Diplomatic transcription
3XML
Sie nicht vor unserem ersten Concert
anderswo öffentlich auftreten. Nach⸗ her sind Sie frei. Bei uns fällt
nun das Hauptgewicht auf die Mu⸗ sikabende des Instituts, die für
ein kleines Publicum gegeben
werden. Da wirken Lehrer und Schü⸗ ler mit; speziell kommen viele
Ensemblesachen vor; Streichquartet⸗ te, Trios u. s. w.Anders als bei Dent 1974 (S. 77 f.) oder Couling 2005 (S. 107) zu lesen ist, gab Busoni sein Debüt in Helsinki nicht mit dem Beethoven-Abend vom 13. Oktober (ibid. zudem fälschlich: 12. Oktober), sondern schon beim ersten Musikabend der Saison am 4. Oktober. Dabei stellte sich Busoni nicht nur als Virtuose, sondern auch als Komponist vor (vgl. Dahlström 1982, S. 355, No. 85; Flodin 1888). Dieses Konzert fand jedoch im Rahmen der Musikabende statt und war nur einem kleinen, auserwählten Kreis aus Studierenden und Spender*innen zugänglich. Das erste öffentliche Konzert des Instituts fand am 14. Februar 1889 statt (vgl. Dahlström 1982, S. 344). Entsprechend konnte Busoni erst am 28. Februar 1889 mit Kajanus’Orchester-Vereinigung auftreten. In diesem Konzert spielte er SchumannsKlavierkonzert(vgl. Wasenius 1888).
Damit ich es später nicht vergesse,
will ich Ihnen gleich sagen, dass der
billigste und bequemste Weg nach
Finland über Lübeck geht. Von
dort fahren Sie mit Dampfer in
drei mal 24 Stunden nach Helsingfors für einen Preis von 80 oder 75 Franc
(1stetranscription uncertain.
Classe), Verpflegung nicht einbe⸗ rechnet. Die Dampfer gehen ein
mal in der Woche; der beste ist
“Storfursten”. –
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Sie <hirend="underline">nicht vor</hi> unserem ersten <choice><orig>C</orig><reg>K</reg></choice>on<choice><orig>c</orig><reg>z</reg></choice>ert
<lb/>anderswo öffentlich auftreten. Nach
<lbbreak="no"/>her sind Sie frei. Bei uns fällt
<lb/>nun das Hauptgewicht auf die Mu
<lbbreak="no"/>sikabende des <rskey="E0600031">Instituts</rs>, die für
<lb/>ein kleines Publi<choice><orig>c</orig><reg>k</reg></choice>um gegeben
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<lb/>Staatsbibliothek
<lb/><placeNamekey="E0500029"><hirend="spaced-out">Berlin</hi></placeName></stamp></note><notetype="foliation"resp="#archive"place="bottom-right">[2]</note></div>
4Facsimile
4Diplomatic transcription
4XML
Für diessmal muss ich schliessen[.]
Leben Sie wohl, lieber Herr College,
und seien Sie uns nochmals herz⸗ lich willkommen! Wenn Sie noch
was von uns hören wollen, so
fragen Sie nur getrost weiter.
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den <datewhen-iso="1988-07-20">20<reg>.</reg> Juli</date>.</dateline></closer></div>
Deutschland | Berlin | Staatsbibliothek zu Berlin · Preußischer Kulturbesitz | Musikabteilung mit Mendelssohn-Archiv | Nachlass Ferruccio Busoni | Mus.Nachl. F. Busoni B II, 5316 | olim:
Mus.ep. M. Wegelius 3
|
Letter by Martin Wegelius to Ferruccio Busoni (Granholmen, 20 July 1888), prepared by Steffen Astheimer, in: Briefwechsel Ferruccio Busoni – Martin Wegelius, edited by Christian Schaper and Ullrich Scheideler, Berlin: Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft der Humboldt-Universität zu Berlin, April 2023: Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft der Humboldt-Universität zu Berlin, https://busoni-nachlass.org/D0102006 (March 19, 2024: proposed)
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Juli 1888)</title><titlexml:lang="en">Letter by Martin Wegelius to Ferruccio Busoni (Granholmen, 20 July 1888)</title><authorkey="E0300207">Martin Wegelius</author><respStmt><resp>Prepared by</resp><persNamekey="E0300616"><forename>Steffen</forename><surname>Astheimer</surname></persName></respStmt><respStmt><resp>Digitization by</resp><orgNamekey="D-B">Staatsbibliothek zu Berlin · Preußischer Kulturbesitz</orgName></respStmt></titleStmt><publicationStmt><publisher>Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft der Humboldt-Universität zu Berlin</publisher><pubPlace>Berlin</pubPlace><datewhen-iso="2023-04"/><availability><licencetarget="https://creativecommons.org/licenses/by-nc-sa/4.0/">Attribution-NonCommercial-ShareAlike 4.0 International (CC BY-NC-SA 4.0)</licence></availability></publicationStmt><seriesStmt><titletype="main">Ferruccio Busoni – Briefe und Schriften</title><titletype="genre">Briefe</title><titletype="subseries"key="E010013">Briefwechsel Ferruccio Busoni – Martin Wegelius</title><editorkey="E0300314">Christian Schaper</editor><editorkey="E0300313">Ullrich Scheideler</editor></seriesStmt><sourceDesc><msDesc><msIdentifier><countrykey="DE">Deutschland</country><settlement>Berlin</settlement><institutionkey="D-B">Staatsbibliothek zu Berlin · Preußischer Kulturbesitz</institution><repository>Musikabteilung mit Mendelssohn-Archiv</repository><collection>Nachlass Ferruccio Busoni</collection><idno>Mus.Nachl. F. Busoni B II, 5316</idno><altIdentifier><idnotype="D-B.olim">Mus.ep. M. Wegelius 3</idno></altIdentifier><altIdentifier><institution>Kalliope-Verbund</institution><idno>DE-611-HS-766110</idno></altIdentifier></msIdentifier><msContents><summary><persNamekey="E0300207">Wegelius</persName> dankt <persNamekey="E0300017">Busoni</persName> für das Versenden des unterschriebenen Vertrags; berichtet über die <rstype="orgs"key="E0600225 E0600226 E0600227">drei Theater</rs><placeNamekey="E0500270">Helsinkis</placeName> und über <persNamekey="E0300886">Robert Kajanus’</persName><orgNamekey="E0600228">Orchester-Vereinigung</orgName>; stellt kammermusikalische Konzerte im <rskey="E0600031">Institut</rs> und Orchesterkonzerte unter <persNamekey="E0300886">Kajanus</persName> in Aussicht; empfiehlt Reiseroute nach <placeNamekey="E0500270">Helsinki</placeName>.</summary><msItem><docDate><datewhen-iso="1888-07-20"/></docDate><incipit>Besten Dank erstens für <reftarget="#D0102004">Ihren liebenswürdigen Brief</ref></incipit></msItem></msContents><physDesc><objectDesc><supportDesc><extent><measuretype="folio">1 Bogen</measure><measuretype="pages">4 beschriebene Seiten</measure></extent><condition>Der Brief ist gut erhalten.</condition></supportDesc></objectDesc><handDesc><handNotexml:id="major_hand"scope="major"medium="black_ink"scribe="author"scribeRef="#E0300207">Hand des Absenders Martin Wegelius, Brieftext in schwarzer Tinte, in lateinischer Schreibschrift</handNote><handNotexml:id="archive"scope="minor"medium="pencil"scribe="archivist">Hand des Archivars, der mit Bleistift die Signaturen eingetragen und eine Paginierung vorgenommen hat</handNote><handNotexml:id="archive_red"scope="minor"medium="red_pen"scribe="archivist">Hand des Archivars, der die Zuordnung innerhalb des Busoni-Nachlasses mit Rotstift vorgenommen hat</handNote><handNotexml:id="dsb_st_red"scope="minor"medium="red_ink"scribe="archivist">Bibliotheksstempel (rote Tinte)</handNote></handDesc></physDesc><history><origin><origPlacekey="E0500947">Granholmen</origPlace><origDatewhen-iso="1888-07-20"/></origin></history></msDesc></sourceDesc></fileDesc><encodingDesc><projectDesc><p>Erfassung von Briefen und Schriften von Ferruccio Busoni, ausgehend von Busonis Nachlass in der Staatsbibliothek zu Berlin · Preußischer Kulturbesitz.</p></projectDesc><editorialDecl><hyphenationeol="hard"rend="dh"><p>Worttrennungen an Zeilenumbrüchen im Original mit doppelten Bindestrichen.</p></hyphenation><punctuationmarks="all"placement="external"><p>Alle im Text vorkommenden Interpunktionszeichen wurden beibehalten und werden in der diplomatischen Umschrift wiedergegeben. Bei Auszeichnung durch XML-Elemente wurden umgebende Satzzeichen nicht mit einbezogen.</p></punctuation><quotationmarks="none"><p>Anführungszeichen wurden i. d. R. nicht beibehalten; die Art der Zeichen wurde im Attribut <att>rend</att> der entsprechenden Elemente codiert.</p></quotation><p>Die Übertragung folgt den Editionsrichtlinien des Projekts. <ptrtarget="http://www.busoni-nachlass.org/E1000003"/></p></editorialDecl></encodingDesc><profileDesc><correspDescref="http://www.busoni-nachlass.org/D0102006"><correspActiontype="sent"><persNameref="http://d-nb.info/gnd/130841153"key="E0300207">Wegelius, Martin</persName><datewhen="1888-07-20"/><placeNameref="http://www.geonames.org/798354"key="E0500947">Granholmen</placeName></correspAction><correspActiontype="received"><persNameref="http://d-nb.info/gnd/118518011"key="E0300017">Busoni, Ferruccio</persName></correspAction><correspContext><reftype="replyTo"target="#D0102004"/><reftype="previous"target="#D0102005"/><reftype="next"target="#D0102024"/></correspContext></correspDesc><langUsage><languageident="de"/></langUsage></profileDesc><revisionDescstatus="proposed"><changewhen-iso="2023-04-26"who="#E0300616">Datei per Skript angelegt</change><changewhen-iso="2023-10-16"who="#E0300616">Bearbeitung übernommen, status unfinished</change><changewhen-iso="2024-03-19"who="#E0300616">status="proposed"</change></revisionDesc></teiHeader><facsimilesameAs="https://content.staatsbibliothek-berlin.de/dc/744026830/manifest"><graphicn="1"url="http://resolver.staatsbibliothek-berlin.de/SBB0000D4F900000001"/><graphicn="2"url="http://resolver.staatsbibliothek-berlin.de/SBB0000D4F900000002"/><graphicn="3"url="http://resolver.staatsbibliothek-berlin.de/SBB0000D4F900000003"/><graphicn="4"url="http://resolver.staatsbibliothek-berlin.de/SBB0000D4F900000004"/></facsimile><texttype="letter"><body><divtype="transcription"><pbn="1"/><notetype="shelfmark"place="top"resp="#archive"><subst><delxml:id="del_sig"rend="strikethrough">Mus.ep. M. Wegelius 3 (Busoni-Nachl. <handShiftnew="#archive_red"/>B II<handShiftnew="#archive"/>)</del><addxml:id="add_sig"place="below">Mus.Nachl. F. Busoni B II, 5316</add></subst></note><opener><saluterend="indent-2 space-above space-below">Hochgeehrter Herr!</salute></opener><prend="space-above indent-first">Besten Dank erstens für <reftarget="#D0102004">Ihren lie
<lbbreak="no"/>benswürdigen Brief</ref>, zweitens für Ihre
<lb/>Karte nebst den verlangten Notizen!
<notetype="commentary"resp="#E0300616">Karte und Notizen nicht überliefert. In einer ebenfalls nicht überlieferten Karte hatte <persNamekey="E0300207">Wegelius</persName> zuvor biographische Notizen über <persNamekey="E0300017">Busoni</persName> erbeten (siehe den <reftarget="#D0102005">vorigen Brief</ref>).</note></p><prend="indent-first">Es gi<orig>e</orig>bt bei uns in <placeNamekey="E0500270">Helsingfors</placeName><delrend="strikethrough">z</del> drei
<lb/>Theater: ein <rskey="E0600225"><placeNamekey="E0500280">schwedisches</placeName></rs>, ein <rskey="E0600226"><placeNamekey="E0500323">finnisches</placeName></rs><lb/>und ein <rskey="E0600227"><placeNamekey="E0500547">russisches</placeName></rs>. In den beiden ersten
<lb/>wird regelmä<choice><orig>ss</orig><reg>ß</reg></choice>ig gespielt – <choice><orig>3 bis 4</orig><reg>drei bis vier</reg></choice> Abende
<lb/>in der Woche. Das <rskey="E0600227"><placeNamekey="E0500547">russische</placeName> Theater</rs> steht
<lb/>meistens unben<choice><unclearcert="high"><subst><delrend="strikethrough-part">ü</del><addplace="remainder">u</add></subst></unclear><unclearcert="low">ü</unclear></choice>tzt; es gasti<reg>e</reg>ren dort zu
<lbbreak="no"/>weilen <placeNamekey="E0500280">schwedische</placeName> Operettengesellschaften,
<lb/>zuweilen <placeNamekey="E0500547">russische</placeName><choice><orig>u. s. w.</orig><reg>usw.</reg></choice> Es ist möglich<reg>,</reg><lb/>dass im Herbst eine einheimische Opern
<lbbreak="no"/>gesellschaft ein <choice><orig>P</orig><reg>p</reg></choice>aar Monate dort spie
<lbbreak="no"/>len wird; doch steht der Plan noch auf
<notetype="foliation"resp="#archive"place="bottom-right">[1]</note><pbn="2"/>
wenig festem Grund. Im <orgNamekey="E0600225"><placeNamekey="E0500280">schwedischen</placeName><lb/>Theater</orgName> werden dann und wann Ope
<lbbreak="no"/>retten und kleine Opern gegeben; die
<lb/>Kräfte sehr schwach.
<notetype="commentary"resp="#E0300616">Infolge des Machtkampfs der Svekomanen und der Fennomanen um die Vorherrschaft der <placeNamekey="E0500280">schwedischen</placeName> respektive der <placeNamekey="E0500323">finnischen</placeName> Sprache in <placeNamekey="E0500323">Finnland</placeName>, welcher sich zur Mitte des 19. Jahrhunderts zuspitzte, kam es auch in der Kulturszene zu einer sprachlichen Abgrenzung. Aufgrund der Benachteiligung von <placeNamekey="E0500323">finnischsprachiger</placeName> Kultur am <orgNamekey="E0600225"><placeNamekey="E0500280">Schwedischen</placeName> Theater</orgName> wurde <datewhen-iso="1872">1872</date> ein <rskey="E0600226">weiteres Theater</rs> gebaut. <datewhen-iso="1880">1880</date> kam im Auftrag des <placeNamekey="E0500547">Russischen Reichs</placeName> – dem <placeNamekey="E0500323">Finnland</placeName> als Großfürstentum angehörte – noch <rskey="E0600227">ein Theater</rs> für die <placeNamekey="E0500547">russische</placeName> Garnison in <placeNamekey="E0500270">Helsinki</placeName> hinzu <bibl>(vgl. <reftarget="#E0800452"/>, S. 77 ff.)</bibl>.</note></p><prend="indent-first">Acht Symphonie<choice><orig>c</orig><reg>k</reg></choice>on<choice><orig>c</orig><reg>z</reg></choice>erte werden jähr
<lbbreak="no"/>lich <subst><delrend="overwritten">i</del><addplace="across">vo</add></subst>m <orgNamekey="E0600228"rend="dq-uu">Orchesterverein</orgName> gegeben. Das
<lb/>Orchester ist für unsere Verhältnis
<lbbreak="no"/>se ganz gut; der Dirigent, <persNamekey="E0300886">Herr Kaja
<lbbreak="no"/>nus</persName>, hat für klassische Sachen we
<lbbreak="no"/>nig Sinn und Pietät, für moderne
<lb/>dagegen Verständnis<orig>s</orig> und Hingabe.
<notetype="commentary"resp="#E0300616"><persNamekey="E0300886">Robert Kajanus</persName> hatte die <orgNamekey="E0600228"><placeNamekey="E0500270">Helsinkier</placeName> Orchester-Vereinigung</orgName><datewhen-iso="1882">1882</date> gegründet – im selben Jahr, in dem <persNamekey="E0300207">Wegelius</persName> das <rskey="E0600031">Musikinstitut</rs> gegründet hatte. Beide Institutionen standen von Beginn an im ständigen Wettbewerb um überlebensnotwendige Spendenbeiträge durch private Musikliebhaber*innen, was noch dadurch verstärkt wurde, dass sich das <rskey="E0600031">Musikinstitut</rs> mit seiner regelmäßigen Konzertreihe und der <rskey="E0600228">Orchesterverein</rs> durch die Gründung einer Orchesterschule auch in ihrem Zuständigkeitsbereich nicht klar voneinander abgrenzten. Der Machtkampf hatte zur Folge, dass <persNamekey="E0300886">Kajanus</persName> seinen Angestellten vertraglich verbot, bei Konzerten des <rskey="E0600031">Musikinstituts</rs> mitzuwirken, woraufhin dieses sich auf Kammermusikabende beschränken musste <bibl>(vgl. <reftarget="#E0800452"/>, S. 324 ff.)</bibl>.</note></p><prend="indent-first">Das <rskey="E0600031">Musikinstitut</rs> gi<orig>e</orig>bt jährlich
<lb/>ein bis zwei <choice><orig>C</orig><reg>K</reg></choice>on<choice><orig>c</orig><reg>z</reg></choice>erte (Soli und
<lb/>gewöhnlich Chor) – bis jetzt immer
<lb/>ohne Orchester<subst><delrend="overwritten">,</del><addplace="across"> –</add></subst> was nun wieder
<lb/>spe<choice><orig>c</orig><reg>z</reg></choice>ielle Gründe hat, die Sie schon
<lb/>früh genug erfahren werden. Ich
<lb/>bezweifle aber nicht, dass <persNamekey="E0300886">Herr Kaja
<lbbreak="no"/>nus</persName><addplace="above">Sie</add> mit Vergnügen für ein Sym
<lbbreak="no"/><choice><orig>f</orig><reg>ph</reg></choice>onie<choice><orig>c</orig><reg>k</reg></choice>on<choice><orig>c</orig><reg>z</reg></choice>ert engagi<reg>e</reg>ren wird. Nur
<lb/>muss ich den Vorbehalt t<orig>h</orig>un, dass
<notetype="stamp"place="bottom-right"resp="#dsb_st_red"xml:id="stamp1"><stamprend="round border align(center) small">Deutsche
<lb/>Staatsbibliothek
<lb/><placeNamekey="E0500029"><hirend="spaced-out">Berlin</hi></placeName></stamp></note><pbn="3"/>
Sie <hirend="underline">nicht vor</hi> unserem ersten <choice><orig>C</orig><reg>K</reg></choice>on<choice><orig>c</orig><reg>z</reg></choice>ert
<lb/>anderswo öffentlich auftreten. Nach
<lbbreak="no"/>her sind Sie frei. Bei uns fällt
<lb/>nun das Hauptgewicht auf die Mu
<lbbreak="no"/>sikabende des <rskey="E0600031">Instituts</rs>, die für
<lb/>ein kleines Publi<choice><orig>c</orig><reg>k</reg></choice>um gegeben
<lb/>werden. Da wirken Lehrer <hirend="underline">und</hi> Schü
<lbbreak="no"/>ler mit; speziell kommen viele
<lb/>Ensemblesachen vor; Streichquartet
<lbbreak="no"/>te, Trios <choice><orig>u. s. w.</orig><reg>usw.</reg></choice><notetype="commentary"resp="#E0300616">Anders als bei <bibl><reftarget="#E0800218"/> (S. 77 f.)</bibl> oder <bibl><reftarget="#E0800196"/> (S. 107)</bibl> zu lesen ist, gab <persNamekey="E0300017">Busoni</persName> sein Debüt in <placeNamekey="E0500270">Helsinki</placeName> nicht mit dem <persNamekey="E0300001">Beethoven</persName>-Abend vom <datewhen-iso="1888-10-13">13. Oktober</date> (<bibl><reftarget="#E0800196"/></bibl> zudem fälschlich: <datewhen-iso="1888-10-12">12. Oktober</date>), sondern schon beim ersten Musikabend der Saison am <datewhen-iso="1888-10-04">4. Oktober</date>. Dabei stellte sich <persNamekey="E0300017">Busoni</persName> nicht nur als Virtuose, sondern auch als Komponist vor (vgl. <bibl><reftarget="#E0800437"/>, S. 355, No. 85</bibl>; <bibl><reftarget="#E0800438"/></bibl>). Dieses Konzert fand jedoch im Rahmen der Musikabende statt und war nur einem kleinen, auserwählten Kreis aus Studierenden und Spender*innen zugänglich. Das erste öffentliche Konzert des <rskey="E0600031">Instituts</rs> fand am <datewhen-iso="1889-02-14">14. Februar 1889</date> statt <bibl>(vgl. <reftarget="#E0800437"/>, S. 344)</bibl>. Entsprechend konnte Busoni erst am <datewhen-iso="1889-02-28">28. Februar 1889</date> mit <persNamekey="E0300886">Kajanus’</persName><orgNamekey="E0600228">Orchester-Vereinigung</orgName> auftreten. In diesem Konzert spielte er <persNamekey="E0300008">Schumanns</persName><titlekey="E0400692">Klavierkonzert</title><bibl>(vgl. <reftarget="#E0800439"/>)</bibl>.</note></p><prend="indent-first">Damit ich es später nicht vergesse,
<lb/>will ich Ihnen gleich sagen, dass der
<lb/>billigste und bequemste Weg nach
<lb/><placeNamekey="E0500323">Fin<reg>n</reg>land</placeName> über <placeNamekey="E0500800">Lübeck</placeName> geht. Von
<lb/>dort fahren Sie mit Dampfer in
<lb/>drei<orig></orig>mal 24 Stunden nach <placeNamekey="E0500270">Helsingfors</placeName><lb/>für einen Preis von 80 oder 75 Franc
<lb/>(<unclearcert="high"><choice><orig>1<segrend="sup">ste</seg></orig><reg>erste</reg></choice></unclear><choice><orig>C</orig><reg>K</reg></choice>lasse), Verpflegung nicht einbe
<lbbreak="no"/>rechnet. Die Dampfer gehen ein<orig><lb/></orig>mal in der Woche; der beste ist
<lb/><mentionedrend="dq-uu">Storfursten</mentioned>.<orig> –</orig></p><notetype="stamp"place="margin-left"resp="#dsb_st_red"sameAs="stamp1"><stamprend="round border align(center) small">Deutsche
<lb/>Staatsbibliothek
<lb/><placeNamekey="E0500029"><hirend="spaced-out">Berlin</hi></placeName></stamp></note><notetype="foliation"resp="#archive"place="bottom-right">[2]</note><pbn="4"/><p>Für dies<orig>s</orig>mal muss ich schlie<choice><orig>ss</orig><reg>ß</reg></choice>en<suppliedreason="omitted">.</supplied><lb/>Leben Sie wohl, lieber <rskey="E0300017">Herr <choice><orig>C</orig><reg>K</reg></choice>ollege</rs>,
<lb/>und seien Sie uns nochmals herz
<lbbreak="no"/>lich willkommen! Wenn Sie noch
<lb/>was von uns hören wollen, so
<lb/>fragen Sie nur getrost weiter.</p><closer><saluterend="indent-5">
Hochachtungsvoll
<lb/><segrend="indent space-above">Ihr ergebener</seg></salute><signedrend="align(right) space-above space-below"><persNamekey="E0300207">M Wegelius</persName></signed><dateline><placeNamekey="E0500270">Helsingfors</placeName>, <placeNamekey="E0500947">Granholmen</placeName><reg>,</reg><notetype="commentary"resp="#E0300616">Seit <datewhen-iso="1880">1880</date> eines der Sommerdomizile von <persNamekey="E0300207">Martin</persName> und <persNamekey="E0300895">Hanna Wegelius</persName>. <persNamekey="E0300895">Hannas</persName> Cousin <persNamekey="E0300998">Edvin Bergroth</persName> hatte ihnen sein dortiges Ferienhaus überlassen, nachdem er Witwer geworden war (vgl. <bibl><reftarget="#E0800452"/>, S. 400</bibl>).</note>
den <datewhen-iso="1988-07-20">20<reg>.</reg> Juli</date>.</dateline></closer></div></body></text></TEI>