Hans Huber to Ferruccio Busoni arrow_backarrow_forward

Basel · October 15, 1910

Facsimile
Diplomatic transcription
Reading version
XML
Mus.ep. H. Huber 18
(Busoni-Nachl. B II)
Mus.Nachl. F. Busoni B II, 2245
[1]
Musikschule und Konservatorium Basel.

Mein lieber Freund!

„There are more things in heaven and earth, Horatio,
Than are dreamt of in your philosophy. –“
Es gibt mehr Ding’ im Himmel und auf Erden,
als Eure Schulweisheit sich träumt, Horatio.
(William Shakespeare, Hamlet, 1. Akt, 5. Szene, in der Übersetzung von August Wilhelm Schlegel)
.

Ja diese deutsche Schulweisheit! Der Lehrer
dieses Skribenten in den B. MN. heißt Professor Kret[z]schmear
in Berlin, der sich mit seinem zweiten Thema in der
Brahm[s]’schen Passacaglia (e moll Symph.) unsterblich blamirt
hat. In Hermann Kretzschmars Führer durch den Konzertsaal wird (unverändert über die zahlreichen Auflagen hinweg) bei der Erläuterung des Schlusssatzes von Brahms’ 4. Sinfonie die erste zum thematischen Grundbass hinzutretende, eher periphere Melodie zum „Hauptthema“ hypostasiert (Kretzschmar 1898, S. 650). Es kom̅t im̅er darauf heraus, daß derjenige, der
Profession von der Sache macht, nicht die Sache liebt
sondern den Erwerb. Da fällt mir die reizende franz.
Anekdote ein, die Schopenhauer irgendwo erzählt Eristische Dialektik („Kunstgriff 30. Das argumentum ad verecundiam. Statt der Gründe brauche man Autoritäten nach Maaßgabe der Kenntnisse des Gegners“). Bereits der vorherige Gedanke um „Profession“ und „Erwerb“ ist demselben Zusammenhang entnommen. von
einem französischen curé, Frz.: Pfarrer. der, um nicht wie die anderen
Bürger mußten, die Straße vor seinem Hause zu pflastern,
den biblischen Spruch anführte: paveant illi, –

Mein lieber Freund!

„There are more things in heaven and earth, Horatio,
Than are dreamt of in your philosophy.“
„Es gibt mehr Ding’ im Himmel und auf Erden,
als Eure Schulweisheit sich träumt, Horatio.“
(William Shakespeare, Hamlet, 1. Akt, 5. Szene, in der Übersetzung von August Wilhelm Schlegel)
.

Ja, diese deutsche Schulweisheit! Der Lehrer dieses Skribenten in den Basler Nachrichten heißt Professor Kretzschmar in Berlin, der sich mit seinem zweiten Thema in der Brahms’schen Passacaglia (e-Moll-Symphonie) unsterblich blamiert hat. In Hermann Kretzschmars Führer durch den Konzertsaal wird (unverändert über die zahlreichen Auflagen hinweg) bei der Erläuterung des Schlusssatzes von Brahms’ 4. Sinfonie die erste zum thematischen Grundbass hinzutretende, eher periphere Melodie zum „Hauptthema“ hypostasiert (Kretzschmar 1898, S. 650). Es kommt immer darauf heraus, dass derjenige, der Profession von der Sache macht, nicht die Sache liebt, sondern den Erwerb. Da fällt mir die reizende französische Anekdote ein, die Schopenhauer irgendwo erzählt Eristische Dialektik („Kunstgriff 30. Das argumentum ad verecundiam. Statt der Gründe brauche man Autoritäten nach Maaßgabe der Kenntnisse des Gegners“). Bereits der vorherige Gedanke um „Profession“ und „Erwerb“ ist demselben Zusammenhang entnommen. von einem französischen curé, Frz.: Pfarrer. der, um nicht, wie die anderen Bürger mussten, die Straße vor seinem Hause zu pflastern, den biblischen Spruch anführte: „paveant illi, – ego non pavebo“! Lat.: „Mögen jene beben, ich werde nicht beben“ (Jeremia 17,18). Text lt. Vulgata allerdings am Ende mit Konjunktiv Präsens: „paveant illi et non paveam ego“ (lass sie beben [erschrecken], und nicht mich). Das Wortspiel funktioniert nur im Französischen (paver = pflastern). Vgl. Schopenhauer 1923, S. 838 f.) Das überzeugte den ungelehrten sindaco! – Ital.: Bürgermeister. Nur mit der deutschen Kritik steht es um kein Haar besser – mit sehr wenig Ausnahmen.

Jedenfalls stehen Sie mir mit Ihrer vollständig ausgebildeten Individualität – meinetwegen mit oder ohne Tiefe – tausendmal höher da wie die Herren, die als erstes Wort „Klassizität“ und als zweites „Tradition“ im Munde führen. Was hat uns nur die Tradition schon für Unheil gebracht! –

Die Angelegenheit mit Dr. Nef Karl Nef ist der Autor der in Rede stehenden Konzertrezension; vgl. die Kommentierung des vorherigen Briefs. hat unter Umständen ein Nachspiel, da Letzterer sich mit solcher Unart dem Urteile unseres Präsidiums entgegenstellte, dass Herr His die Sache nicht auf sich beruhen lassen will. Nef ist unser angestellter Lehrer, der überdies dem Institute zu allem Danke verpflichtet sein soll. –

Noch überall tönt der Name Busoni, und als ich gestern Abend im Kreise gescheiter Menschen dem edlen Veltliner zusprach, wurde manch’ erfreuliches (für Sie!) Wort laut, und man fand allgemein Ihre Briefbemerkungen zu dem dreidimensionalen Deutschland Gemeint sind Busonis Ausführungen zur „deutschen Tiefe“ in der Musik aus dem vorhergehenden Brief (Tiefe hier als dritte Dimension). gescheit und mutig. – Im Innersten danke ich Gott, dass ich in Bescheidenheit diesseits des Rheins meine weniger tiefen Erzeugnisse schreiben darf! –

Das Konzert hat immer noch keinen Abschluss! Sobald der letzte Strich etwas Gutes bedeutet, so erlaube ich mir, Ihnen die Partitur zuzusenden! –

Wir sind nun wieder in ruhiger Aktion. Im Hofe hört man nur noch Baslerditsch und die Theegöttin Frau Stehelin denkt mit Wehmut an die „goldenen“ Zeiten des Meisterkurses! – Ein Meisterkurs, den Busoni im Herbst 1910 am Basler Konservatorium gab.

Und nun Addio! Ital.: auf Wiedersehen. Schreiben Sie wieder einmal, und wenn es Ihnen möglich ist, so kommen Sie nach Mülhausen.

In herzlichster Freundschaft und mit vielen Grüßen an Sie und Ihre liebe Frau

bin ich Ihr treu ergebener

Huber

                                                                
<div xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0" type="split"> <note type="shelfmark" place="top-left" resp="#archive_sig" xml:id="delSignature"> <del rend="strikethrough">Mus.ep. H. Huber 18</del> <lb/>(Busoni-Nachl. <handShift new="#archive_red"/>B II) </note> <note type="shelfmark" place="top-center" resp="#archive_sig" xml:id="addSignature"> <add>Mus.Nachl. F. Busoni B II, 2245</add> </note> <substJoin target="#delSignature #addSignature"/> <note type="foliation" place="top-right" resp="#archive_fol">[1]</note> <dateline rend="align(center)"> <address> <addrLine><placeName key="E0500097">Basel</placeName>, <placeName key="E0500204">Angensteinerstr. 30</placeName>.</addrLine> </address> </dateline> <fw place="center"> <orgName key="E0600020">Musikschule und Konservatorium <placeName key="E0500097">Basel</placeName></orgName>. <milestone unit="section" style="–"/> </fw> <opener> <salute>Mein lieber Freund!</salute> </opener> <quote xml:lang="en" rend="latin dq-du"> <l>There are more things in heaven and earth, Horatio,</l> <l>Than are dreamt of in your philosophy.<orig> –</orig></l><reg> –</reg> <note type="commentary" resp="#E0300327"><cit> <quote> <l>Es gibt mehr Ding’ im Himmel und auf Erden,</l> <l>als Eure Schulweisheit sich träumt, Horatio.</l> </quote> <bibl>(<persName key="E0300166">William Shakespeare</persName>, <title key="E0400247">Hamlet</title>, 1. Akt, 5. Szene, in der Übersetzung von <persName key="E0300216">August Wilhelm Schlegel</persName>)</bibl></cit>.</note> </quote> <p type="pre-split" rend="indent-first">Ja<reg>,</reg> diese deutsche Schulweisheit! Der Lehrer <lb/><rs key="E0300144">dieses Skribenten</rs> in den <orgName key="E0600019"><choice><abbr>B. <subst><del rend="overwritten">M</del><add place="across">N</add></subst>.</abbr><expan><placeName key="E0500097">Basler</placeName> Nachrichten</expan></choice></orgName> heißt Professor <persName key="E0300152">Kret<supplied reason="omitted">z</supplied>schm<del rend="strikethrough">e</del>ar</persName> <lb/>in <placeName key="E0500029">Berlin</placeName>, der sich mit seinem zweiten Thema in der <lb/><rs key="E0300009">Brahm<supplied reason="omitted">s</supplied></rs>’schen Passacaglia (<title key="E0400208">e<choice><orig> moll </orig><reg>-Moll-</reg></choice><choice><abbr>Symph.</abbr><expan>Symphonie</expan></choice></title>) unsterblich blami<reg>e</reg>rt <lb/>hat. <note type="commentary" resp="#E0300314">In <persName key="E0300152">Hermann Kretzschmars</persName> <title key="E0800073">Führer durch den Konzertsaal</title> wird (unverändert über die zahlreichen Auflagen hinweg) bei der Erläuterung des Schlusssatzes von <persName key="E0300009">Brahms’</persName> <title key="E0400208">4. Sinfonie</title> die erste zum thematischen Grundbass hinzutretende, eher periphere Melodie zum <q>Hauptthema</q> hypostasiert <bibl>(<ref target="#E0800073"/>, <ref type="ext" target="https://archive.org/stream/fhrerdurchdenco09kretgoog#page/n663/mode/2up">S. 650</ref>)</bibl>.</note> Es ko<choice><abbr>m̅</abbr><expan>mm</expan></choice>t i<choice><abbr>m̅</abbr><expan>mm</expan></choice>er darauf heraus, da<choice><orig>ß</orig><reg>ss</reg></choice> derjenige, der <lb/>Profession von der Sache macht, nicht die <hi rend="underline">Sache</hi> liebt<reg>,</reg> <lb/>sondern den <hi rend="underline">Erwerb</hi>. Da fällt mir die reizende <choice><abbr>franz.</abbr><expan>französische</expan></choice> <lb/>Anekdote ein, die <persName key="E0300167">Schopenhauer</persName> irgendwo erzählt <note type="commentary" resp="#E0300327"><title key="E0400248">Eristische Dialektik</title> (<q>Kunstgriff 30. Das argumentum ad verecundiam. Statt der Gründe brauche man Autoritäten nach Maaßgabe der Kenntnisse des Gegners</q>). Bereits der vorherige Gedanke um <q>Profession</q> und <q>Erwerb</q> ist <ref type="ext" target="https://archive.org/stream/smtlichewerke06scho#page/420/mode/2up">demselben Zusammenhang</ref> entnommen.</note> von <lb/>einem französischen <foreign xml:lang="fr" rend="latin">curé</foreign>, <note type="commentary" resp="#E0300327">Frz.: Pfarrer.</note> der, um nicht<reg>,</reg> wie die anderen <lb/>Bürger mu<choice><orig>ß</orig><reg>ss</reg></choice>ten, die Straße vor seinem Hause zu pflastern, <lb/>den biblischen Spruch anführte: <q type="pre-split" xml:lang="la" rend="latin">paveant illi, – </q></p></div>
2Facsimile
2Diplomatic transcription
2XML

ego non pavebo! Lat.: „Mögen jene beben, ich werde nicht beben“ (Jeremia 17,18). Text lt. Vulgata allerdings am Ende mit Konjunktiv Präsens: „paveant illi et non paveam ego“ (lass sie beben [erschrecken], und nicht mich). Das Wortspiel funktioniert nur im Französischen (paver = pflastern). Vgl. Schopenhauer 1923, S. 838 f.) Das überzeugte den ungelehrten
syndaco transcription uncertain: illegible. ! – Ital.: Bürgermeister. Nur mit der deutschen Kritik steht es
um kein Haar besser – mit sehr wenig Ausnahmen.

Jedenfalls stehen Sie mir mit Ihrer
vollständig ausgebildeten Individualität – meinetwegen
mit ohder ohne Tiefe – tausendmal höher da, wie die
Herren, die als erstes Wort „Classizität“ & als zweites
„Tradition“ im Munde führen. Was hat uns nur die
Tradition schon für Unheil gebracht! –

Die Angelegenheit mit Dr. Nef Karl Nef ist der Autor der in Rede stehenden Konzertrezension; vgl. die Kommentierung des vorherigen Briefs. hat
unter Umständen ein Nachspiel, da Letzterer sich
mit solcher Unart dem Urtheile unseres Präsidiums
entgegenstellte, daß Herr His die Sache nicht auf sich
beruhen lassen will. N. ist unser angestellter Lehrer,
der überdieß dem Institute zu allem Danke verpflichtet sein
soll. –

Deutsche
Staatsbibliothek
Berlin

Noch überall tönt der Name Busoni,

                                                                
<div xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0" type="split"><p type="split" rend="indent-first"><q xml:lang="la" rend="latin" type="split"> ego non pavebo</q>! <note type="commentary" resp="#E0300314">Lat.: <cit><q>Mögen jene beben, ich werde nicht beben</q> <bibl>(Jeremia 17,18)</bibl></cit>. Text lt. <title key="E0400249">Vulgata</title> allerdings am Ende mit Konjunktiv Präsens: <q xml:lang="la">paveant illi et non paveam ego</q> (lass sie beben [erschrecken], und nicht mich). Das Wortspiel funktioniert nur im Französischen (<foreign xml:lang="fr">paver</foreign> = pflastern). <bibl>Vgl. <ref target="#E0800048"/>, S. 838 f.)</bibl></note> Das überzeugte den ungelehrten <lb/><unclear reason="illegible" cert="high"><foreign xml:lang="it"><choice><orig>syndaco</orig><reg>sindaco</reg></choice></foreign></unclear>! – <note type="commentary" resp="#E0300327">Ital.: Bürgermeister.</note> Nur mit der deutschen Kritik steht es <lb/>um kein Haar besser – mit sehr wenig Ausnahmen.</p> <p rend="indent-first">Jedenfalls stehen <hi rend="underline">Sie</hi> mir mit Ihrer <lb/>vollständig ausgebildeten Individualität – meinetwegen <lb/>mit o<subst><del rend="overwritten">h</del><add place="across">d</add></subst>er ohne Tiefe – tausendmal höher da<orig>,</orig> wie die <lb/>Herren, die als erstes Wort <mentioned rend="dq-du"><choice><orig>C</orig><reg>K</reg></choice>lassizität</mentioned> <choice><abbr>&amp;</abbr><expan>und</expan></choice> als zweites <lb/><mentioned rend="dq-du">Tradition</mentioned> im Munde führen. Was hat uns nur die <lb/>Tradition schon für Unheil gebracht! –</p> <p rend="indent-first">Die Angelegenheit mit <persName key="E0300144">Dr. Nef</persName> <note type="commentary" resp="#E0300314"><persName key="E0300144">Karl Nef</persName> ist der Autor der in Rede stehenden Konzertrezension; vgl. die Kommentierung des <ref target="#D0100105">vorherigen Briefs</ref>.</note> hat <lb/>unter Umständen ein Nachspiel, da Letzterer sich <lb/>mit solcher Unart dem Urt<orig>h</orig>eile unseres Präsidiums <lb/>entgegenstellte, da<choice><orig>ß</orig><reg>ss</reg></choice> <persName key="E0300264">Herr His</persName> die Sache nicht auf sich <lb/>beruhen lassen will. <persName key="E0300144"><choice><abbr>N.</abbr><expan>Nef</expan></choice></persName> ist unser angestellter Lehrer, <lb/>der <add place="above">überdie<choice><orig>ß</orig><reg>s</reg></choice></add> dem Institute zu allem Danke verpflichtet sein <lb/>soll. –</p> <note type="stamp" place="bottom-left" resp="#dsb_st_red"> <stamp rend="round border align(center) small"> Deutsche <lb/>Staatsbibliothek <lb/><placeName key="E0500029"><hi rend="spaced-out">Berlin</hi></placeName></stamp> </note> <p type="pre-split" rend="indent-first">Noch überall tönt der Name <persName key="E0300017">Busoni</persName>, </p></div>
3Facsimile
3Diplomatic transcription
3XML

ep. 18 B II, 2245
[2]
Musikschule und Konservatorium Basel.
& als ich gestern abend im Kreise gescheidter
Menschen dem edlen Veltliner zusprach, wurde
manch’ erfreuliches (für Sie!) Wort laut & man
fand allgemein Ihre Briefbemerkungen zu
dem dreidimensionalen Deutschland Gemeint sind Busonis Ausführungen zur „deutschen Tiefe“ in der Musik aus dem vorhergehenden Brief (Tiefe hier als dritte Dimension). gescheidt &
muthig. – Im In̅ersten danke ich Gott, daß ich
in Bescheidenheit dießseits des Rheins meine
wenigertiefen Erzeugniße schreiben darf! –

Das Konzert hat im̅er noch keinen Abschluß!
Sobald der letzte Strich etwas Gutes bedeutet, so erlaube
ich mir, Ihnen die Partitur zuzusenden! –

                                                                
<div xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0" type="split"><p rend="indent-first" type="split"> <note type="shelfmark" place="top-left" resp="#archive_sig"> <subst><del rend="strikethrough">ep. 18</del><add place="inline"> B II, 2245</add></subst> </note> <note type="foliation" place="top-right" resp="#archive_fol">[2]</note> <fw place="center"> <orgName key="E0600020">Musikschule und Konservatorium <placeName key="E0500097">Basel</placeName></orgName>. <milestone unit="section" style="–"/> </fw> <choice><abbr>&amp;</abbr><expan>und</expan></choice> als ich gestern <choice><orig>a</orig><reg>A</reg></choice>bend im Kreise geschei<orig>d</orig>ter <lb/>Menschen dem edlen Veltliner zusprach, wurde <lb/>manch’ erfreuliches (für Sie!) Wort laut<reg>,</reg> <choice><abbr>&amp;</abbr><expan>und</expan></choice> man <lb/>fand allgemein Ihre Briefbemerkungen zu <lb/>dem dreidimensionalen <placeName key="E0500015">Deutschland</placeName> <note type="commentary" resp="#E0300327">Gemeint sind <persName key="E0300017">Busonis</persName> Ausführungen zur <soCalled>deutschen Tiefe</soCalled> in der Musik aus dem <ref target="#D0100105">vorhergehenden Brief</ref> (Tiefe hier als dritte Dimension).</note> geschei<orig>d</orig>t <choice><abbr>&amp;</abbr><expan>und</expan></choice> <lb/>mut<orig>h</orig>ig. – Im I<choice><abbr>n̅</abbr><expan>nn</expan></choice>ersten danke ich Gott, da<choice><orig>ß</orig><reg>ss</reg></choice> ich <lb/>in Bescheidenheit <hi rend="underline">die<choice><orig>ß</orig><reg>s</reg></choice>seits</hi> des Rheins meine <lb/>weniger<reg> </reg>tiefen Erzeugni<choice><orig>ß</orig><reg>ss</reg></choice>e schreiben darf! –</p> <p><rs key="E0400206">Das Konzert</rs> hat i<choice><abbr>m̅</abbr><expan>mm</expan></choice>er noch keinen Abschlu<choice><orig>ß</orig><reg>ss</reg></choice>! <lb/>Sobald der letzte Strich etwas Gutes bedeutet, so erlaube <lb/>ich mir, Ihnen die Partitur zuzusenden! –</p> </div>
4Facsimile
4Diplomatic transcription
4XML

Wir sind nun wieder in ruhiger Aktion.
Im Hofe hört man nur noch Baslerditsch & die
Theegöttin transcription uncertain: illegible. Frau Stehelin denkt mit Wehmuth
an die „goldenen“ Zeiten des Meisterkurses! – Ein Meisterkurs, den Busoni im Herbst 1910 am Basler Konservatorium gab.

Und nun Addio! Ital.: auf Wiedersehen. Schreiben Sie wieder
einmal & wen̅ es Ihnen möglich ist, so
kom̅en Sie nach Mülhausen.

In herzlichster Freundschaft
& mit vielen Grüßen an Sie & Ihre liebe
Frau

bin [ich] Ihr treu ergebener

Huber

Deutsche
Staatsbibliothek
Berlin
                                                                
<div xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0" type="split"> <p rend="indent-first">Wir sind nun wieder in ruhiger Aktion. <lb/>Im Hofe hört man nur noch <placeName key="E0500097">Basler</placeName>ditsch <choice><abbr>&amp;</abbr><expan>und</expan></choice> die <lb/><unclear reason="illegible" cert="medium">Theegöttin</unclear> Frau Stehelin <!-- Frau Stehelin nicht identifiziert. In der Familienchronik der Basler Familie Stehelin (https://archive.org/details/bub_gb_73VAAAAAYAAJ) sind nur die Söhne hinreichend detailliert aufgeführt. --> denkt mit Wehmut<orig>h</orig> <lb/>an die <soCalled rend="dq-du">goldenen</soCalled> Zeiten des Meisterkurses! – <note type="commentary" resp="#E0300327">Ein Meisterkurs, den <persName key="E0300017">Busoni</persName> im Herbst <date when-iso="1910">1910</date> am <orgName key="E0600020"><placeName key="E0500097">Basler</placeName> Konservatorium</orgName> gab.</note> </p> <p rend="indent-first">Und nun <foreign xml:lang="it">Addio</foreign>! <note type="commentary" resp="#E0300327">Ital.: auf Wiedersehen.</note> Schreiben Sie wieder <lb/>einmal<reg>,</reg> <choice><abbr>&amp;</abbr><expan>und</expan></choice> we<choice><abbr>n̅</abbr><expan>nn</expan></choice> es Ihnen möglich ist, so <lb/>ko<choice><abbr>m̅</abbr><expan>mm</expan></choice>en Sie nach <placeName key="E0500241">Mülhausen</placeName>.</p> <closer rend="indent-first"> In herzlichster Freundschaft <lb/><choice><abbr>&amp;</abbr><expan>und</expan></choice> mit vielen Grüßen an Sie <choice><abbr>&amp;</abbr><expan>und</expan></choice> <rs key="E0300059">Ihre liebe <lb/>Frau</rs> <salute rend="align(right)"> bin <supplied reason="omitted">ich</supplied> Ihr treu ergebener </salute> <signed rend="align(right)"><persName key="E0300125">Huber</persName></signed> </closer> <note type="stamp" place="bottom-center" resp="#dsb_st_red"> <stamp rend="round border align(center) small"> Deutsche <lb/>Staatsbibliothek <lb/><placeName key="E0500029"><hi rend="spaced-out">Berlin</hi></placeName></stamp> </note> </div>
5Facsimile
5Diplomatic transcription
5XML
Musikschule und Konservatorium Ba[sel]
Basel 20
15. X 10.–6
Äussere St Alban
Basel [20]
15. X 10.[–6]
Äussere [St Alban]
Deutsche
Staatsbibliothek
Berlin
Deutsche
Staatsbibliothek
Berlin
                                                                <fw xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0" place="top-center">
                                <hi rend="underline"><orgName key="E0600020">Musikschule und Konservatorium <placeName key="E0500097">Ba<supplied reason="paper-missing">sel</supplied></placeName></orgName></hi>
                            </fw>
                                                                <note xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0" type="stamp" place="right" resp="#post">
                                <stamp xml:id="post_abs" rend="round border majuscule">
                                    <placeName key="E0500097">Basel</placeName> 20
                                    <lb/><date when-iso="1910-10-15">15. X 10.–6</date>
                                    <lb/>Äussere St Alban
                                </stamp>
                            </note>
                                                                <note xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0" type="stamp" place="right" resp="#post">
                                <stamp sameAs="#post_abs" rend="round border majuscule">
                                    <placeName key="E0500097">Basel</placeName> <supplied reason="paper-missing">20</supplied>
                                    <lb/><date when-iso="1910-10-15">15. X 10.<supplied reason="paper-missing">–6</supplied></date>
                                    <lb/>Äussere <supplied reason="paper-missing">St Alban</supplied>
                                </stamp>
                            </note>
                                                                
<address xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0" rend="align(center)"> <addrLine>Herr <persName key="E0300017">Ferruccio Buson<supplied reason="paper-missing">i</supplied></persName></addrLine> </address>
<note xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0" type="stamp" place="center" resp="#dsb_st_red"> <stamp rend="round border align(center) small">Deutsche <lb/>Staatsbibliothek <lb/><placeName key="E0500029"><hi rend="spaced-out">Berlin</hi></placeName> </stamp> </note> <note xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0" type="stamp" place="right" resp="#dsb_st_red"> <stamp rend="round border align(center) small">Deutsche <lb/>Staatsbibliothek <lb/><placeName key="E0500029"><hi rend="spaced-out">Berlin</hi></placeName> </stamp> </note>
<address xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0" rend="align(right)"> <addrLine><hi rend="underline"><placeName key="E0500029">Berlin</placeName></hi> W. 30</addrLine> <addrLine><placeName key="E0500072">11. Victoria Luise Platz</placeName></addrLine> </address>
6Facsimile
6Diplomatic transcription
6XML
Huber
Nachlaß Busoni B II

Mus.ep. H. Huber 18

Mus.Nachl. F. Busoni B II,
2245-Beil.
                                                                <note xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0" type="annotation" place="top-center" resp="#recipient">
                                Huber
                            </note>
                                                                <note xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0" type="shelfmark" place="bottom-center" rend="align(left)" resp="#archive_sig">
                                <subst><del rend="strikethrough">
                                        <stamp resp="#sbb_st_blue">Nachlaß <persName key="E0300017">Busoni</persName> <handShift new="#archive_red"/>B II</stamp><handShift new="#archive_sig"/>
                                        <lb/>Mus.ep. H. Huber 18</del><add place="below">Mus.Nachl. F. Busoni B II,
                                        <lb/><seg rend="align(right)">2245-Beil.</seg></add></subst>
                            </note>
                                                            

Document

doneStatus: candidate XML Facsimile Download / Cite

Provenance
Deutschland | Berlin | Staatsbibliothek zu Berlin · Preußischer Kulturbesitz | Musikabteilung mit Mendelssohn-Archiv | Nachlass Ferruccio Busoni | Mus.Nachl. F. Busoni B II, 2245 | olim: Mus.ep. H. Huber 18 (Busoni-Nachl. B II) |

proof Kalliope

Condition
Der Brief ist gut erhalten. Briefumschlag auf der Vorderseite rechts sowie auf der Rückseite links unvollständig (infolge Aufriss), mit geringfügigem Textverlust (behebbar).
Extent
2 Briefkarten, 4 beschriebene Seiten
Hands/Stamps
  • Hand des Absenders Hans Huber, Brieftext in schwarzer Tinte, in deutscher Kurrentschrift.
  • Hand des Archivars, der die Signaturen mit Beistift eingetragen hat.
  • Hand des Archivars, der die Foliierung mit Bleistift vorgenommen hat.
  • Hand des Archivars, der die Zuordnung innerhalb des Busoni-Nachlasses mit Rotstift eingetragen hat.
  • Bibliotheksstempel (rote Tinte)
  • Poststempel (schwarze Tinte)
  • Vmtl. Hand des Empfängers Ferruccio Busoni, der auf der Umschlagrückseite die Zuordnung
  • Huber
  • mit Bleistift notiert hat.
  • Bibliotheksstempel (blaue Tinte)
Image source
Staatsbibliothek zu Berlin · Preußischer Kulturbesitz: 123456

Summary
Huber drückt sein Missfallen über Karls Nefs Zeitungskritik an Busonis Basler Konzert aus; beteuert die allgemein vorherrschende (inkl. seiner eigenen) Wertschätzung für Busoni in Basel; lädt Busoni nach Mülhausen ein.
Incipit
There are more things in heaven and earth, Horatio

Editors in charge
Christian Schaper Ullrich Scheideler
prepared by
Revision
April 28, 2017: candidate (coding checked, proofread)
Direct context
Preceding Following
Near in this edition