Ich erhalte Ihren Brief rechtzeitig genug
um ihn noch beantworten zu können.Am 2. August 1909 begab Busoni sich auf eine zehn- bis vierzehntägige Reise nach Italien, welche er in einer „Krisis von Übermüdung verbrachte“ (Brief an Gottfried Galston vom 17. August 1909); SchönbergsBrief vom 31.7.1909 hat ihn lt. Berliner Poststempel am Tag seiner Abreise erreicht. Die genaue Länge der Reise lässt sich nicht exakt bestimmen; zwar schreibt Busoni am Ende des vorliegenden Briefes, sie solle zehn Tage andauern; jedoch lassen Briefe vom 16. August an Egon Petri und vom 17. August an Gottfried Galston durchaus eine kurze Verlängerung der Reise vermuten: In beiden schreibt Busoni, er sei gerade zurückgekehrt, vgl. Busoni/Weindel 1999a, S. 107 und Busoni/Galston/Weindel 1999, S. 30).
Ich mussTheurich 1977 (168): „muß“
es thun, weil ich Ihnen gegenüber
ein gutes – und ein böses Gewissen habe, und
dases ist mir Bedürfnis, sie Ihnen beide
offen zu legen.
Ich habe mich mit Ihren Stücken weiter
beschäftigt und jenes in 12/8 TaktTheurich 1977 (168) und Theurich 1979 (154): „im 12/8 Takt“.
zog
mich mehr u.Theurich 1977 (168) und Theurich 1979 (154): „und“.
mehr an. Ich glaube, es
ganz erfasstTheurich 1977 (168): „erfaßt“.
zu haben, umsomehr als es
sich mit einigen meiner eigenen Ideen
über die nächste Aufgabe der Musik
deckt.Busonis Vorstellungen über die „nächste Aufgabe der Musik“ werden im zuerst 1907 erschienenen Entwurf einer neuen Ästhetik der Tonkunst entfaltet.
– Wenn ich mit dem Inhalte
auch ganz einverstanden geworden, so
blieb mir die Form des Ausdruckes auf
dem Clavier ungenügend. Noch immer.
Halten Sie meine Offenheit zu Gute oder
mich für beschränkt – gleichviel.
Ich erhalte Ihren Brief rechtzeitig genug,
um ihn noch beantworten zu können.Am 2. August 1909 begab Busoni sich auf eine zehn- bis vierzehntägige Reise nach Italien, welche er in einer „Krisis von Übermüdung verbrachte“ (Brief an Gottfried Galston vom 17. August 1909); SchönbergsBrief vom 31.7.1909 hat ihn lt. Berliner Poststempel am Tag seiner Abreise erreicht. Die genaue Länge der Reise lässt sich nicht exakt bestimmen; zwar schreibt Busoni am Ende des vorliegenden Briefes, sie solle zehn Tage andauern; jedoch lassen Briefe vom 16. August an Egon Petri und vom 17. August an Gottfried Galston durchaus eine kurze Verlängerung der Reise vermuten: In beiden schreibt Busoni, er sei gerade zurückgekehrt, vgl. Busoni/Weindel 1999a, S. 107 und Busoni/Galston/Weindel 1999, S. 30).
Ich muss
es tun, weil ich Ihnen gegenüber
ein gutes – und ein böses Gewissen habe, und
es ist mir Bedürfnis, sie Ihnen beide
offenzulegen.
Ich habe mich mit Ihren Stücken weiter
beschäftigt, und jenes im 12/8-Takt
zog
mich mehr und
mehr an. Ich glaube, es
ganz erfasst
zu haben, umso mehr, als es
sich mit einigen meiner eigenen Ideen
über die nächste Aufgabe der Musik
deckt.Busonis Vorstellungen über die „nächste Aufgabe der Musik“ werden im zuerst 1907 erschienenen Entwurf einer neuen Ästhetik der Tonkunst entfaltet.
– Wenn ich mit dem Inhalte
auch ganz einverstanden geworden, so
blieb mir die Form des Ausdruckes auf
dem Klavier ungenügend. Noch immer.
Halten Sie meine Offenheit zugute oder
mich für beschränkt – gleichviel.
Wenn Sie auf vierstimmige gehaltene
Akkorde – in ungünstiger Lage – das Zeichen
< >Drei Klavierstücke op. 11, Nr. 2, Takt 11 f.:
Ausführungen Schönbergs zur Nutzung und Interpretation der von Busoni beanstandeten Zeichensetzungen finden sich im nachfolgenden Brief.
setzen, so bedeutet das eine Absicht, die
in der Setzung nicht verwirklicht ist.
Das ist nicht
Pianistenvorurteil,
sondern unwiderlegbar. – So habe ich
mir Ihr schönes Werk von allen Seiten
und in allen Details betrachtet, und das
möge Ihnen – bei meiner angehäuften
Tätigkeit – beweisen, wie ernst es mir darum
war und wie sehr mein Interesse in Anspruch genommen. (Sie haben Recht, wenn
Sie hier einwerfen, das wäre nur das
Verdienst Ihres Stückes.) Jedenfalls – und
hier tritt das böse Gewissen auf – habe
ich mich so weit und nahe
in Ihre Gedanken
eingelebt, dass es mich unwiderstehlich
dazu drängte, Ihre offenbaren Absichten mir
selbst zum Klingen
zu bringen. – Wenn Sie
von „Klangsinn in der üblichen Bedeutung“
sprechen, so haben Sie – bei mir – den
allgemein genannten Klaviervirtuosen
im Auge. Dagegen muss ich mich wieder
wehren, denn ich
bin
mir sehr bewusst, gerade
das Keusche, Unbestimmte, Verfeinerte dem Klavier
hinzugefügt zu haben, den KlangohneTechnik.Im Jahr 1893 war Busoni mit seinem Klavierspiel in eine Krise geraten. 1910 schreibt er rückblickend: „Es war jene Zeit meines Lebens, da ich mir solcher Lücken und Fehler in meinem eigenen Spiele bewußt geworden war, daß ich mit energischem Entschlusse das Studium des Klavieres von vorne und auf ganz neuer Grundlage begann.“ (Busoni 1910 (Weindel 2006), S. 55) Er strebte eine mühelos erscheinende Darstellung der anspruchsvollsten Werke an: eine Überwindung der Technik (vgl. Busoni/Weindel 2006, S. 55, Ermen 1996, S. 36 ff. und Theurich 1979, S. 69 f.).
Um meine Beichte zu beenden, erfahren
Sie, dass ich (unbescheidenerweise) Ihr Stück„uminstrumentiert“
habe. Trotzdem es meine PrivatsacheInwieweit Busoni seine Uminstrumentierung tatsächlich als Privatsache ansah, lässt sich nicht genau feststellen. In einem Brief von Gottfried Galston an Busoni vom 6. August 1909 heißt es: „Auch das paraphrasierte Schönberg-Stück wird wohl bald gedruckt; es interessiert mich auch sehr.“(Busoni/Galston/Weindel 1999, S. 29). Offenbar rechnete Busoni fest mit einem Einverständnis Schönbergs zur Veröffentlichung seiner Paraphrase.
bleibt, so durfte ich sie Ihnen nicht verschweigen, mögen Sie mir auch zürnen.
Ich bin natürlich auf die folgenden
Sachen begierig und in freudiger Erwartung darauf.
Hoffen wir, dass Sie mir Ihr Vertrauen
– trotz manchem – weiter bewahren: Das
Gegenteil würde mich sehr enttäuschen.
Ich verreise auf nur zehn Tage und
bin dann wieder zu Ihrer Verfügung, als
<divxmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0"type="split"><opener><notetype="stamp"resp="#lc_st_red"place="top-right"><stamprend="round majuscule small">* The * Library * of * Congress *</stamp></note><saluterend="align(center)">Sehr verehrter <persNamekey="E0300023">Herr Schönberg</persName> – </salute></opener><p>Ich erhalte <reftype="E010001"target="#D0100010">Ihren Brief</ref> rechtzeitig genug<reg>,</reg><lb/>um ihn noch beantworten zu können.
<notetype="commentary"resp="#E0300317">Am <datewhen-iso="1909-08-02">2. August 1909</date> begab <persNamekey="E0300017">Busoni</persName> sich auf eine zehn- bis vierzehntägige Reise nach <placeNamekey="E0500013">Italien</placeName>, welche er in einer <q>Krisis von Übermüdung verbrachte</q> (Brief an Gottfried Galston vom <datewhen-iso="1909-08-17">17. August 1909</date>); <persNamekey="E0300023">Schönbergs</persName><reftarget="#D0100010">Brief vom <datewhen-iso="1909-07-31">31.7.1909</date></ref> hat ihn lt. <placeNamekey="E0500029">Berliner</placeName> Poststempel am Tag seiner Abreise erreicht. Die genaue Länge der Reise lässt sich nicht exakt bestimmen; zwar schreibt <persNamekey="E0300017">Busoni</persName> am Ende des vorliegenden Briefes, sie solle zehn Tage andauern; jedoch lassen Briefe vom <datewhen-iso="1909-08-16">16. August</date> an <persNamekey="E0300031">Egon Petri</persName> und vom <datewhen-iso="1909-08-17">17. August</date> an <persNamekey="E0300049">Gottfried Galston</persName> durchaus eine kurze Verlängerung der Reise vermuten: In beiden schreibt <persNamekey="E0300017">Busoni</persName>, er sei gerade zurückgekehrt, vgl. <bibl><reftarget="#E0800038"/>, S. 107</bibl> und <bibl><reftarget="#E0800020"/>, S. 30</bibl>).</note></p><prend="indent-first">Ich muss
<noteresp="#E0300317"type="commentary"subtype="ed_diff_minor"><bibl><reftarget="#E0800004"/> (168)</bibl>: <q>muß</q></note>
es t<orig>h</orig>un, weil ich Ihnen gegenüber
<lb/>ein gutes – und ein böses Gewissen habe, und
<lb/><subst><delrend="strikethrough">das</del><addplace="above">es</add></subst> ist mir Bedürfnis, sie Ihnen beide
<lb/>offen<choice><orig> zu </orig><reg>zu</reg></choice>legen.</p><prend="indent-first">Ich habe mich mit <rstype="works"key="E0400112 E0400113">Ihren Stücken</rs> weiter
<lb/>beschäftigt<reg>,</reg> und <rskey="E0400113">jenes <choice><orig>in 12/8 </orig><reg>im 12/8-</reg></choice>Takt</rs><noteresp="#E0300317"type="commentary"subtype="ed_diff_major"><bibl><reftarget="#E0800004"/> (168)</bibl> und <bibl><reftarget="#E0800005"/> (154)</bibl>: <q>im 12/8 Takt</q>.</note>
zog
<lb/>mich mehr <choice><abbr>u.</abbr><expan>und</expan></choice><noteresp="#E0300317"type="commentary"subtype="ed_diff_minor"><bibl><reftarget="#E0800004"/> (168)</bibl> und <bibl><reftarget="#E0800005"/> (154)</bibl>: <q>und</q>.</note>
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<noteresp="#E0300317"type="commentary"subtype="ed_diff_minor"><bibl><reftarget="#E0800004"/> (168)</bibl>: <q>erfaßt</q>.</note>
zu haben, umso<reg></reg>mehr<reg>,</reg> als es
<lb/>sich mit einigen meiner eigenen Ideen
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<lb/>deckt.
<notetype="commentary"resp="#E0300317"><persNamekey="E0300017">Busonis</persName> Vorstellungen über die <q>nächste Aufgabe der Musik</q> werden im zuerst <datewhen-iso="1907">1907</date> erschienenen <titlekey="E0400043">Entwurf einer neuen Ästhetik der Tonkunst</title> entfaltet.</note>
– Wenn ich mit dem Inhalte
<lb/>auch ganz einverstanden geworden, so
<lb/>blieb mir die Form des Ausdruckes auf
<lb/>dem <choice><orig>C</orig><reg>K</reg></choice>lavier ungenügend. Noch immer.
<lb/>Halten Sie meine Offenheit <choice><orig>zu Gute</orig><reg>zugute</reg></choice> oder
<lb/>mich für beschränkt – gleichviel.</p></div>
2Facsimile
2Diplomatic transcription
2XML
Wenn Sie auf vierstimmige gehaltene
Accorde – in ungünstiger Lage – das Zeichen
< >Drei Klavierstücke op. 11, Nr. 2, Takt 11 f.:
Ausführungen Schönbergs zur Nutzung und Interpretation der von Busoni beanstandeten Zeichensetzungen finden sich im nachfolgenden Brief.setzen so bedeutet das eine Absicht, die
in der Setzung nicht verwirklicht ist.
Wie Das ist nicht
Pianisten vorurtheil
sondern unwiederlegbar. – So habe ich
mir Ihr schönes Werk von allen Seiten
u. in allen Details betrachtet und das
möge Ihnen – bei meiner angehäuften
BThätigkeit – beweisen, wie ernst es mir darum
war u. wie sehr mein Interesse in An- spruch genommen. (Sie haben Recht wenn
Sie hier einwerfen, das waere nur das
Verdienst Ihres Stückes.) Jedenfalls – und
hier tritt das böse Gewissen auf – habe
ich mich so weit u. naheTheurich 1977 (168) und Theurich 1979 (155) fälschlich: „u. so nahe“.
in Ihre Gedanken
eingelebt, dass es mich unwiederstehlich
dazu drängte, Ihre offenbaren Absichten mir
selbst zum KlingenTheurich 1977 (168) und Theurich 1979 (155): „ klingen“.
zu bringen. – Wenn Sie
von “Klangsinn in der üblichen Bedeutung” sprechen, so haben Sie – bei mir – den
allgemein genannten Claviervirtuosen
im Auge. Dagegen muss ich mich wieder
<divxmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0"type="split"><ptype="pre-split">Wenn Sie auf vierstimmige gehaltene
<lb/>A<choice><orig>cc</orig><reg>kk</reg></choice>orde – in ungünstiger Lage – das Zeichen
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<notetype="commentary"resp="#E0300317"><titlekey="E0400019">Drei Klavierstücke op. 11</title>, <rskey="E0400113">Nr. 2</rs>, Takt 11 f.:
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<lb/>in der Setzung nicht verwirklicht ist.
<lb/><delrend="strikethrough">Wie</del> Das ist nicht
Pianisten<choice><orig> vorurtheil</orig><reg>vorurteil,</reg></choice><lb/>sondern unwi<orig>e</orig>derlegbar. – So habe ich
<lb/>mir <rskey="E0400113">Ihr schönes Werk</rs> von allen Seiten
<lb/><choice><abbr>u.</abbr><expan>und</expan></choice> in allen Details betrachtet<reg>,</reg> und das
<lb/>möge Ihnen – bei meiner angehäuften
<lb/><subst><delrend="overwritten">B</del><addplace="across">T<orig>h</orig></add></subst>ätigkeit – beweisen, wie ernst es mir darum
<lb/>war <choice><abbr>u.</abbr><expan>und</expan></choice> wie sehr mein Interesse in An
<lbbreak="no"/>spruch genommen. (Sie haben Recht<reg>,</reg> wenn
<lb/>Sie hier einwerfen, das w<choice><orig>ae</orig><reg>ä</reg></choice>re nur das
<lb/>Verdienst <rskey="E0400113">Ihres Stückes</rs>.) Jedenfalls – und
<lb/>hier tritt das <hirend="underline">böse</hi> Gewissen auf – habe
<lb/>ich mich so weit <choice><abbr>u.</abbr><expan>und</expan></choice> nahe
<noteresp="#E0300317"type="commentary"subtype="ed_diff_minor"><bibl><reftarget="#E0800004"/> (168)</bibl> und <bibl><reftarget="#E0800005"/> (155)</bibl> fälschlich: <q>u. so nahe</q>.</note>
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<lb/><addplace="margin-left">dazu</add> drängte, Ihre offenbaren Absichten mir
<lb/>selbst zum <hirend="underline">Klingen</hi><noteresp="#E0300317"type="commentary"subtype="ed_diff_minor"><bibl><reftarget="#E0800004"/> (168)</bibl> und <bibl><reftarget="#E0800005"/> (155)</bibl>: <q> klingen</q>.</note>
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<lb/>von <qrend="dq-uu"source="#D0100010"n="1">Klangsinn in der üblichen Bedeutung</q><lb/>sprechen, so haben Sie – bei mir – den
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<lb/>im Auge. Dagegen muss <hirend="underline">ich</hi> mich wieder
</p></div>
3Facsimile
3Diplomatic transcription
3XML
wehren, denn ich
mirbin
mir sehr bewusst, gerade
das keusche, unbestimmte, verfeinerte dem Clavier
hinzugefügt zu haben, den KlangohneTechnik.Im Jahr 1893 war Busoni mit seinem Klavierspiel in eine Krise geraten. 1910 schreibt er rückblickend: „Es war jene Zeit meines Lebens, da ich mir solcher Lücken und Fehler in meinem eigenen Spiele bewußt geworden war, daß ich mit energischem Entschlusse das Studium des Klavieres von vorne und auf ganz neuer Grundlage begann.“ (Busoni 1910 (Weindel 2006), S. 55) Er strebte eine mühelos erscheinende Darstellung der anspruchsvollsten Werke an: eine Überwindung der Technik (vgl. Busoni/Weindel 2006, S. 55, Ermen 1996, S. 36 ff. und Theurich 1979, S. 69 f.).
Um meine Beichte zu beenden, verztranscription uncertain:
overwritten.
alternative reading:
gfahren
Sie dass ich (unbescheidener Weise) Ihr Stück „uminstrumentirt“Theurich 1977 (165) und Theurich 1979 (149): „uminstrumentiert“
habe. Trotzdem dases meine Privat- SacheInwieweit Busoni seine Uminstrumentierung tatsächlich als Privatsache ansah, lässt sich nicht genau feststellen. In einem Brief von Gottfried Galston an Busoni vom 6. August 1909 heißt es: „Auch das paraphrasierte Schönberg-Stück wird wohl bald gedruckt; es interessiert mich auch sehr.“(Busoni/Galston/Weindel 1999, S. 29). Offenbar rechnete Busoni fest mit einem Einverständnis Schönbergs zur Veröffentlichung seiner Paraphrase.
bleibt, so durfte ich Sie Ihnen nicht ver- -schweigen, mögen Sie mir auch zürnen.
Ich bin natürlich auf die folgenden
Sachen begierig u. in freudiger Erwartung darauf.
Hoffen wir, dass Sie mir Ihr Vertrauen
– trotz Manchem – weiter bewahren: das
Gegentheil würde mich sehr enttäuschen.
Ich verreise auf nur 10 Tage und
bin dann wieder zu Ihrer Verfügung, als
<divxmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0"type="split"><ptype="split">
wehren, denn ich
<subst><delrend="overwritten">mir</del><addplace="across">bin</add></subst>
mir sehr bewusst, gerade
<lb/>das <choice><orig>keusche, unbestimmte, verfeinerte dem C</orig><reg>Keusche, Unbestimmte, Verfeinerte dem K</reg></choice>lavier
<lb/>hinzugefügt zu haben, den <hirend="underline">Klang</hi><hirend="underline">ohne</hi><hirend="underline">Technik</hi>.
<notetype="commentary"resp="#E0300317">Im Jahr <datewhen-iso="1893">1893</date> war <persNamekey="E0300017">Busoni</persName> mit seinem Klavierspiel in eine Krise geraten. <datewhen-iso="1910">1910</date> schreibt er rückblickend: <q>Es war jene Zeit meines Lebens, da ich mir solcher Lücken und Fehler in meinem eigenen Spiele bewußt geworden war, daß ich mit energischem Entschlusse das Studium des Klavieres von vorne und auf ganz neuer Grundlage begann.</q> (<bibl><reftarget="#E0800036"/>, S. 55</bibl>) Er strebte eine mühelos erscheinende Darstellung der anspruchsvollsten Werke an: eine Überwindung der Technik (vgl. <bibl><reftarget="#E0800018"/>, S. 55</bibl>, <bibl><reftarget="#E0800031"/>, S. 36 ff.</bibl> und <bibl><reftarget="#E0800005"/>, S. 69 f.</bibl>).</note></p><prend="indent-first">Um meine Beichte zu beenden, <delrend="strikethrough">v</del>er<subst><delrend="overwritten"><unclearreason="overwritten"cert="high">z</unclear><unclearreason="overwritten"cert="low">g</unclear></del><addplace="across">f</add></subst>ahren
<lb/>Sie<reg>,</reg> dass ich (unbescheidener<choice><orig> W</orig><reg>w</reg></choice>eise) <rskey="E0400113">Ihr Stück</rs><lb/><soCalledrend="dq-du"><rskey="E0400032">uminstrumenti<reg>e</reg>rt</rs></soCalled><noteresp="#E0300317"type="commentary"subtype="ed_diff_minor"><bibl><reftarget="#E0800004"/> (165)</bibl> und <bibl><reftarget="#E0800005"/> (149)</bibl>: <q>uminstrumentiert</q></note>
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bleibt, so durfte ich <choice><sic>Sie</sic><corr>sie</corr></choice> Ihnen nicht ver
<lbbreak="no"rend="after:-"/>schweigen, mögen Sie mir auch zürnen.</p><prend="indent-first">Ich bin natürlich auf die folgenden
<lb/>Sachen begierig <choice><abbr>u.</abbr><expan>und</expan></choice> in freudiger Erwartung darauf.</p><prend="indent-first">Hoffen wir, dass Sie mir Ihr Vertrauen
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<lb/>Gegent<orig>h</orig>eil würde mich sehr enttäuschen.</p><prend="indent-first">Ich verreise auf nur <choice><orig>10</orig><reg>zehn</reg></choice> Tage und
<lb/>bin dann wieder zu Ihrer Verfügung, als</p><closer><saluterend="indent">Ihr Sie hochachtender</salute><signedrend="align(right)"><persNamekey="E0300017">Ferruccio Busoni</persName></signed><dateline><datewhen-iso="1909-08-02">2. August 1909</date></dateline></closer></div>
Busoni fühlt sich zu Schönbergs„12/8-Stück“ hingezogen, konstatiert ästhetische Nähe; hält die klaviermäßige Realisierung weiterhin für „ungenügend“; verwahrt sich dagegen, dies sei nur das Urteil eines „Klaviervirtuosen“; hat eine klaviermäßigere Einrichtung vorgenommen.
Letter by Ferruccio Busoni to Arnold Schönberg (Berlin, 2 August 1909), prepared by Theresa Menard, in: Briefwechsel Ferruccio Busoni – Arnold Schönberg, edited by Christian Schaper and Ullrich Scheideler, Berlin: Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft der Humboldt-Universität zu Berlin, March 2016: Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft der Humboldt-Universität zu Berlin, https://busoni-nachlass.org/D0100011 (October 21, 2016: candidate)
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<TEIxmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0"xml:id="D0100011"><teiHeader><fileDesc><titleStmt><titlexml:lang="de">Brief von Ferruccio Busoni an Arnold Schönberg (Berlin, 2. August 1909)</title><titlexml:lang="en">Letter by Ferruccio Busoni to Arnold Schönberg (Berlin, 2 August 1909)</title><authorkey="E0300017">Ferruccio Busoni</author><respStmt><resp>Prepared by</resp><persNamekey="E0300317"><forename>Theresa</forename><surname>Menard</surname></persName></respStmt><respStmt><resp>Digitization by</resp><orgNamekey="A-Was">Arnold-Schönberg-Center, Wien</orgName></respStmt></titleStmt><publicationStmt><publisher>Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft der Humboldt-Universität zu Berlin</publisher><pubPlace>Berlin</pubPlace><datewhen-iso="2016-03"/><availability><licencetarget="https://creativecommons.org/licenses/by-nc-sa/4.0/">Attribution-NonCommercial-ShareAlike 4.0 International (CC BY-NC-SA 4.0)</licence></availability></publicationStmt><seriesStmt><titletype="main">Ferruccio Busoni – Briefe und Schriften</title><titletype="genre">Briefe</title><titletype="subseries"key="E010001">Briefwechsel Ferruccio Busoni – Arnold Schönberg</title><editorkey="E0300314">Christian Schaper</editor><editorkey="E0300313">Ullrich Scheideler</editor></seriesStmt><sourceDesc><msDesc><msIdentifier><countrykey="US">USA</country><settlement>Washington, D. C.</settlement><institutionkey="US-Wc">The Library of Congress</institution><repository>Music Division</repository><collection>Arnold Schoenberg Collection</collection><altIdentifier><countrykey="AT">Österreich</country><settlement>Wien</settlement><institutionkey="A-Was">Arnold-Schönberg-Center</institution><idno>19514</idno></altIdentifier></msIdentifier><msContents><summary><persNamekey="E0300017">Busoni</persName> fühlt sich zu <persNamekey="E0300023">Schönbergs</persName><soCalled><rskey="E0400113">12/8<choice><orig></orig><reg>-</reg></choice>Stück</rs></soCalled> hingezogen, konstatiert ästhetische Nähe; hält die klaviermäßige Realisierung weiterhin für <q>ungenügend</q>; verwahrt sich dagegen, dies sei nur das Urteil eines <q><choice><orig>C</orig><reg>K</reg></choice>laviervirtuosen</q>; hat eine <rskey="E0400032">klaviermäßigere Einrichtung</rs> vorgenommen.</summary><msItem><docDate><datewhen-iso="1909-08-02"/></docDate><incipit>Ich erhalte <reftype="E010001"target="#D0100010">Ihren Brief</ref> rechtzeitig genug</incipit></msItem></msContents><physDesc><objectDesc><supportDesc><extent><measuretype="folio">1 Bogen</measure><measuretype="pages">3 beschriebene Seiten</measure></extent><collation>Seite 3 im Querformat beschrieben, auf der Rückseite von Seite 1.</collation><condition>Der Brief ist gut erhalten.</condition></supportDesc></objectDesc><handDesc><handNotexml:id="major_hand"scope="major"medium="black_ink"scribe="author"scribeRef="#E0300017">Hand des Absenders Ferruccio Busoni, Brieftext in schwarzer Tinte, in lateinischer Schreibschrift.</handNote><handNotexml:id="lc_st_red"scope="minor"medium="red_ink"scribe="archivist">Bibliotheksstempel (rote Tinte)</handNote></handDesc></physDesc><history><origin><origPlacekey="E0500029">Berlin</origPlace><origDatewhen-iso="1909-08-02"/></origin></history><additional><listBibl><bibl><reftarget="#E0800004"/>, S. 168 f.</bibl><bibl><reftarget="#E0800005"/>, S. 154 f. (Brief), S. 68 f. (Kommentar)</bibl><bibl><reftarget="#E0800060"/>, S. 386</bibl></listBibl></additional></msDesc></sourceDesc></fileDesc><encodingDesc><projectDesc><p>Erfassung von Briefen und Schriften von Ferruccio Busoni, ausgehend von Busonis Nachlass in der Staatsbibliothek zu Berlin · Preußischer Kulturbesitz.</p></projectDesc><editorialDecl><hyphenationeol="hard"rend="sh"><p>Worttrennungen an Zeilenumbrüchen im Original mit einfachen Bindestrichen.</p></hyphenation><punctuationmarks="all"placement="external"><p>Alle im Text vorkommenden Interpunktionszeichen wurden beibehalten und werden in der diplomatischen Umschrift wiedergegeben. Bei Auszeichnung durch XML-Elemente wurden anschließende Satzzeichen nicht mit einbezogen.</p></punctuation><quotationmarks="none"><p>Anführungszeichen wurden i. d. R. nicht beibehalten; die Art der Zeichen wurde im Attribut <att>rend</att> der entsprechenden Elemente codiert.</p></quotation><p>Die Übertragung folgt den Editionsrichtlinien des Projekts. <ptrtarget="http://www.busoni-nachlass.org/E1000003"/></p></editorialDecl></encodingDesc><profileDesc><correspDescref="http://www.busoni-nachlass.org/D0100011"><correspActiontype="sent"><persNameref="http://d-nb.info/gnd/118518011"key="E0300017">Busoni, Ferruccio</persName><datewhen="1909-08-02"/><placeNameref="http://www.geonames.org/2950159"key="E0500029">Berlin</placeName></correspAction><correspActiontype="received"><persNameref="http://d-nb.info/gnd/118610023"key="E0300023">Schönberg, Arnold</persName></correspAction><correspContext><reftype="replyTo"target="#D0100010"/><reftype="repliedBy"target="#D0100012"/><reftype="previous"target="#D0100010"/><reftype="next"target="#D0100012"/></correspContext></correspDesc><langUsage><languageident="de"/></langUsage></profileDesc><revisionDescstatus="candidate"><changewhen-iso="2015-12-28"who="#E0300314">Revisionselement hinzugefügt; status="unfinished"</change><changewhen-iso="2016-03-31"who="#E0300317">status="proposed"</change><changewhen-iso="2016-10-21"who="#E0300314">Durchgesehen und Korrekturen eingearbeitet, status candidate</change></revisionDesc></teiHeader><facsimile><graphicn="1"url="http://www.schoenberg.at/scans/DVD043/19514_1.jpg"/><graphicn="2"url="http://www.schoenberg.at/scans/DVD043/19514_2.jpg"/><graphicn="3"url="http://www.schoenberg.at/scans/DVD043/19514_3.jpg"/></facsimile><texttype="letter"><body><divtype="transcription"><pbn="1"/><opener><notetype="stamp"resp="#lc_st_red"place="top-right"><stamprend="round majuscule small">* The * Library * of * Congress *</stamp></note><saluterend="align(center)">Sehr verehrter <persNamekey="E0300023">Herr Schönberg</persName> – </salute></opener><p>Ich erhalte <reftype="E010001"target="#D0100010">Ihren Brief</ref> rechtzeitig genug<reg>,</reg><lb/>um ihn noch beantworten zu können.
<notetype="commentary"resp="#E0300317">Am <datewhen-iso="1909-08-02">2. August 1909</date> begab <persNamekey="E0300017">Busoni</persName> sich auf eine zehn- bis vierzehntägige Reise nach <placeNamekey="E0500013">Italien</placeName>, welche er in einer <q>Krisis von Übermüdung verbrachte</q> (Brief an Gottfried Galston vom <datewhen-iso="1909-08-17">17. August 1909</date>); <persNamekey="E0300023">Schönbergs</persName><reftarget="#D0100010">Brief vom <datewhen-iso="1909-07-31">31.7.1909</date></ref> hat ihn lt. <placeNamekey="E0500029">Berliner</placeName> Poststempel am Tag seiner Abreise erreicht. Die genaue Länge der Reise lässt sich nicht exakt bestimmen; zwar schreibt <persNamekey="E0300017">Busoni</persName> am Ende des vorliegenden Briefes, sie solle zehn Tage andauern; jedoch lassen Briefe vom <datewhen-iso="1909-08-16">16. August</date> an <persNamekey="E0300031">Egon Petri</persName> und vom <datewhen-iso="1909-08-17">17. August</date> an <persNamekey="E0300049">Gottfried Galston</persName> durchaus eine kurze Verlängerung der Reise vermuten: In beiden schreibt <persNamekey="E0300017">Busoni</persName>, er sei gerade zurückgekehrt, vgl. <bibl><reftarget="#E0800038"/>, S. 107</bibl> und <bibl><reftarget="#E0800020"/>, S. 30</bibl>).</note></p><prend="indent-first">Ich muss
<noteresp="#E0300317"type="commentary"subtype="ed_diff_minor"><bibl><reftarget="#E0800004"/> (168)</bibl>: <q>muß</q></note>
es t<orig>h</orig>un, weil ich Ihnen gegenüber
<lb/>ein gutes – und ein böses Gewissen habe, und
<lb/><subst><delrend="strikethrough">das</del><addplace="above">es</add></subst> ist mir Bedürfnis, sie Ihnen beide
<lb/>offen<choice><orig> zu </orig><reg>zu</reg></choice>legen.</p><prend="indent-first">Ich habe mich mit <rstype="works"key="E0400112 E0400113">Ihren Stücken</rs> weiter
<lb/>beschäftigt<reg>,</reg> und <rskey="E0400113">jenes <choice><orig>in 12/8 </orig><reg>im 12/8-</reg></choice>Takt</rs><noteresp="#E0300317"type="commentary"subtype="ed_diff_major"><bibl><reftarget="#E0800004"/> (168)</bibl> und <bibl><reftarget="#E0800005"/> (154)</bibl>: <q>im 12/8 Takt</q>.</note>
zog
<lb/>mich mehr <choice><abbr>u.</abbr><expan>und</expan></choice><noteresp="#E0300317"type="commentary"subtype="ed_diff_minor"><bibl><reftarget="#E0800004"/> (168)</bibl> und <bibl><reftarget="#E0800005"/> (154)</bibl>: <q>und</q>.</note>
mehr an. Ich glaube, es
<lb/>ganz erfasst
<noteresp="#E0300317"type="commentary"subtype="ed_diff_minor"><bibl><reftarget="#E0800004"/> (168)</bibl>: <q>erfaßt</q>.</note>
zu haben, umso<reg></reg>mehr<reg>,</reg> als es
<lb/>sich mit einigen meiner eigenen Ideen
<lb/>über die nächste Aufgabe der Musik
<lb/>deckt.
<notetype="commentary"resp="#E0300317"><persNamekey="E0300017">Busonis</persName> Vorstellungen über die <q>nächste Aufgabe der Musik</q> werden im zuerst <datewhen-iso="1907">1907</date> erschienenen <titlekey="E0400043">Entwurf einer neuen Ästhetik der Tonkunst</title> entfaltet.</note>
– Wenn ich mit dem Inhalte
<lb/>auch ganz einverstanden geworden, so
<lb/>blieb mir die Form des Ausdruckes auf
<lb/>dem <choice><orig>C</orig><reg>K</reg></choice>lavier ungenügend. Noch immer.
<lb/>Halten Sie meine Offenheit <choice><orig>zu Gute</orig><reg>zugute</reg></choice> oder
<lb/>mich für beschränkt – gleichviel.</p><pbn="2"/><p>Wenn Sie auf vierstimmige gehaltene
<lb/>A<choice><orig>cc</orig><reg>kk</reg></choice>orde – in ungünstiger Lage – das Zeichen
<lb/>< >
<notetype="commentary"resp="#E0300317"><titlekey="E0400019">Drei Klavierstücke op. 11</title>, <rskey="E0400113">Nr. 2</rs>, Takt 11 f.:
<notatedMusicplace="inline"><ptrtarget="nb/D0100012_13_kex_1.xml"/><graphicwidth="337px"height="150px"url="D0100012_13_kex_1.png"/><desc><persNamekey="E0300023">Arnold Schönberg</persName>, <titlekey="E0400019">Drei Klavierstücke op. 11</title>, <rskey="E0400113">Nr. 2</rs>, Takt 11 f.</desc></notatedMusic>
Ausführungen <persNamekey="E0300023">Schönbergs</persName> zur Nutzung und Interpretation der von <persNamekey="E0300017">Busoni</persName> beanstandeten Zeichensetzungen finden sich im <reftarget="#D0100012">nachfolgenden Brief</ref>.</note><subst><addplace="above">setzen</add></subst><reg>,</reg> so bedeutet das eine Absicht, die
<lb/>in der Setzung nicht verwirklicht ist.
<lb/><delrend="strikethrough">Wie</del> Das ist nicht
Pianisten<choice><orig> vorurtheil</orig><reg>vorurteil,</reg></choice><lb/>sondern unwi<orig>e</orig>derlegbar. – So habe ich
<lb/>mir <rskey="E0400113">Ihr schönes Werk</rs> von allen Seiten
<lb/><choice><abbr>u.</abbr><expan>und</expan></choice> in allen Details betrachtet<reg>,</reg> und das
<lb/>möge Ihnen – bei meiner angehäuften
<lb/><subst><delrend="overwritten">B</del><addplace="across">T<orig>h</orig></add></subst>ätigkeit – beweisen, wie ernst es mir darum
<lb/>war <choice><abbr>u.</abbr><expan>und</expan></choice> wie sehr mein Interesse in An
<lbbreak="no"/>spruch genommen. (Sie haben Recht<reg>,</reg> wenn
<lb/>Sie hier einwerfen, das w<choice><orig>ae</orig><reg>ä</reg></choice>re nur das
<lb/>Verdienst <rskey="E0400113">Ihres Stückes</rs>.) Jedenfalls – und
<lb/>hier tritt das <hirend="underline">böse</hi> Gewissen auf – habe
<lb/>ich mich so weit <choice><abbr>u.</abbr><expan>und</expan></choice> nahe
<noteresp="#E0300317"type="commentary"subtype="ed_diff_minor"><bibl><reftarget="#E0800004"/> (168)</bibl> und <bibl><reftarget="#E0800005"/> (155)</bibl> fälschlich: <q>u. so nahe</q>.</note>
in Ihre Gedanken
<lb/>eingelebt, dass es mich unwi<orig>e</orig>derstehlich
<lb/><addplace="margin-left">dazu</add> drängte, Ihre offenbaren Absichten mir
<lb/>selbst zum <hirend="underline">Klingen</hi><noteresp="#E0300317"type="commentary"subtype="ed_diff_minor"><bibl><reftarget="#E0800004"/> (168)</bibl> und <bibl><reftarget="#E0800005"/> (155)</bibl>: <q> klingen</q>.</note>
zu bringen. – Wenn Sie
<lb/>von <qrend="dq-uu"source="#D0100010"n="1">Klangsinn in der üblichen Bedeutung</q><lb/>sprechen, so haben Sie – bei mir – den
<lb/>allgemein genannten <choice><orig>C</orig><reg>K</reg></choice>laviervirtuosen
<lb/>im Auge. Dagegen muss <hirend="underline">ich</hi> mich wieder
<pbn="3"/>
wehren, denn ich
<subst><delrend="overwritten">mir</del><addplace="across">bin</add></subst>
mir sehr bewusst, gerade
<lb/>das <choice><orig>keusche, unbestimmte, verfeinerte dem C</orig><reg>Keusche, Unbestimmte, Verfeinerte dem K</reg></choice>lavier
<lb/>hinzugefügt zu haben, den <hirend="underline">Klang</hi><hirend="underline">ohne</hi><hirend="underline">Technik</hi>.
<notetype="commentary"resp="#E0300317">Im Jahr <datewhen-iso="1893">1893</date> war <persNamekey="E0300017">Busoni</persName> mit seinem Klavierspiel in eine Krise geraten. <datewhen-iso="1910">1910</date> schreibt er rückblickend: <q>Es war jene Zeit meines Lebens, da ich mir solcher Lücken und Fehler in meinem eigenen Spiele bewußt geworden war, daß ich mit energischem Entschlusse das Studium des Klavieres von vorne und auf ganz neuer Grundlage begann.</q> (<bibl><reftarget="#E0800036"/>, S. 55</bibl>) Er strebte eine mühelos erscheinende Darstellung der anspruchsvollsten Werke an: eine Überwindung der Technik (vgl. <bibl><reftarget="#E0800018"/>, S. 55</bibl>, <bibl><reftarget="#E0800031"/>, S. 36 ff.</bibl> und <bibl><reftarget="#E0800005"/>, S. 69 f.</bibl>).</note></p><prend="indent-first">Um meine Beichte zu beenden, <delrend="strikethrough">v</del>er<subst><delrend="overwritten"><unclearreason="overwritten"cert="high">z</unclear><unclearreason="overwritten"cert="low">g</unclear></del><addplace="across">f</add></subst>ahren
<lb/>Sie<reg>,</reg> dass ich (unbescheidener<choice><orig> W</orig><reg>w</reg></choice>eise) <rskey="E0400113">Ihr Stück</rs><lb/><soCalledrend="dq-du"><rskey="E0400032">uminstrumenti<reg>e</reg>rt</rs></soCalled><noteresp="#E0300317"type="commentary"subtype="ed_diff_minor"><bibl><reftarget="#E0800004"/> (165)</bibl> und <bibl><reftarget="#E0800005"/> (149)</bibl>: <q>uminstrumentiert</q></note>
habe. Trotzdem <subst><delrend="strikethrough">das</del><addplace="above">es</add></subst> meine <hirend="underline">Privat<choice><orig>-<lbbreak="no"/>S</orig><reg><lbbreak="no"/>s</reg></choice>ache</hi><notetype="commentary"resp="#E0300317">Inwieweit <persNamekey="E0300017">Busoni</persName> seine <rskey="E0400032">Uminstrumentierung</rs> tatsächlich als Privatsache ansah, lässt sich nicht genau feststellen. In einem Brief von <persNamekey="E0300049">Gottfried Galston</persName> an <persNamekey="E0300017">Busoni</persName> vom <datewhen-iso="1909-08-06">6. August 1909</date> heißt es: <q>Auch <rskey="E0400032">das paraphrasierte <persNamekey="E0300023">Schönberg</persName>-Stück</rs> wird wohl bald gedruckt; es interessiert mich auch sehr.</q><bibl>(<reftarget="#E0800020"/>, S. 29)</bibl>. Offenbar rechnete <persNamekey="E0300017">Busoni</persName> fest mit einem Einverständnis <persNamekey="E0300023">Schönbergs</persName> zur Veröffentlichung seiner <rskey="E0400032">Paraphrase</rs>.</note>
bleibt, so durfte ich <choice><sic>Sie</sic><corr>sie</corr></choice> Ihnen nicht ver
<lbbreak="no"rend="after:-"/>schweigen, mögen Sie mir auch zürnen.</p><prend="indent-first">Ich bin natürlich auf die folgenden
<lb/>Sachen begierig <choice><abbr>u.</abbr><expan>und</expan></choice> in freudiger Erwartung darauf.</p><prend="indent-first">Hoffen wir, dass Sie mir Ihr Vertrauen
<lb/>– trotz <choice><orig>M</orig><reg>m</reg></choice>anchem – weiter bewahren: <choice><orig>d</orig><reg>D</reg></choice>as
<lb/>Gegent<orig>h</orig>eil würde mich sehr enttäuschen.</p><prend="indent-first">Ich verreise auf nur <choice><orig>10</orig><reg>zehn</reg></choice> Tage und
<lb/>bin dann wieder zu Ihrer Verfügung, als</p><closer><saluterend="indent">Ihr Sie hochachtender</salute><signedrend="align(right)"><persNamekey="E0300017">Ferruccio Busoni</persName></signed><dateline><datewhen-iso="1909-08-02">2. August 1909</date></dateline></closer></div></body></text></TEI>