Ludwig Rubiner an Ferruccio Busoni arrow_backarrow_forward

Zürich · 9. Oktober 1916

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Mus.ep. L. Rubiner 5 (Busoni-Nachl. B II)
9.X.1916.

Lieber Herr Busoni!

Wieder einmal hat mir meine so unschweizerische
Menschenscheu einen Streich gespielt. Als ich
neulich in der Tonhalle Nach den von Busoni dirigierten Konzerten am 17./18. April 1916 und seinem Klavierabend vom 27. April 1916 sind keine weitere Auftritte Busonis in der Zürcher Tonhalle bezeugt (vgl. Jelmoli 1929, S. 24–27). zu Ihnen ins Künst-
lerzimmer wollte, sah ich eine Menge von
Schweizer Gesichtern, die sich grinsend
hineinwälzten, wie auf einen ungeheuer
feinen Bissen. Trotzdem war es falsch von Mus.Nachl. F. Busoni B II, 4264
mir, dass ich floh!

Erlauben Sie mir jedoch, in diesen Tagen
auf einige Minuten zu Ihnen herauf zu
kommen? Ich war nämlich unterdessen am
Bodensee, und Herr René Schickele und ich
haben Ihnen, durch meinen Mund, eine sehr
wichtige Idee für die „Weissen Blätter“
vorzuschlagen, bei der Sie die Hauptsache sind. Rubiner hatte in den Weißen Blättern bereits im Mai 1916 einen Text über Busoni mit dem Titel Tröster publiziert; als Beiträge Busonis erschienen dort Das Wandbild und das Libretto zur Oper Doktor Faust erst im Jahr 1918.
Ich werde also an einem dieser Nachmittage,
wenn Sie nichts dagegen haben, vorsprechen.

Mit den herzlichsten Grüssen

Ihr ergebener Ludwig Rubiner.

Deutsche
Staatsbibliothek
Berlin
9.X.1916.

Lieber Herr Busoni!

Wieder einmal hat mir meine so unschweizerische Menschenscheu einen Streich gespielt. Als ich neulich in der Tonhalle Nach den von Busoni dirigierten Konzerten am 17./18. April 1916 und seinem Klavierabend vom 27. April 1916 sind keine weitere Auftritte Busonis in der Zürcher Tonhalle bezeugt (vgl. Jelmoli 1929, S. 24–27). zu Ihnen ins Künstlerzimmer wollte, sah ich eine Menge von Schweizer Gesichtern, die sich grinsend hineinwälzten, wie auf einen ungeheuer feinen Bissen. Trotzdem war es falsch von mir, dass ich floh!

Erlauben Sie mir jedoch, in diesen Tagen auf einige Minuten zu Ihnen heraufzukommen? Ich war nämlich unterdessen am Bodensee, und Herr René Schickele und ich haben Ihnen, durch meinen Mund, eine sehr wichtige Idee für die „Weißen Blätter“ vorzuschlagen, bei der Sie die Hauptsache sind. Rubiner hatte in den Weißen Blättern bereits im Mai 1916 einen Text über Busoni mit dem Titel Tröster publiziert; als Beiträge Busonis erschienen dort Das Wandbild und das Libretto zur Oper Doktor Faust erst im Jahr 1918. Ich werde also an einem dieser Nachmittage, wenn Sie nichts dagegen haben, vorsprechen.

Mit den herzlichsten Grüßen

Ihr ergebener Ludwig Rubiner.

                                                                
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4Diplomatische Umschrift
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Rubiner
[Zü]rich 1
–9. X. 16.–11
Briefträger II
Nachlaß Busoni B II
Mus.ep. L. Rubiner 5

Mus.Nachl. F. Busoni B II, 4264-
Beil.
Deutsche
Staatsbibliothek
Berlin
9 Okt 1916
                                                                <note xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0" type="annotation" place="left" rend="large" resp="#recipient">Rubiner</note>
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Überlieferung
Deutschland | Berlin | Staatsbibliothek zu Berlin · Preußischer Kulturbesitz | Musikabteilung mit Mendelssohn-Archiv | Nachlass Ferruccio Busoni | Mus.Nachl. F. Busoni B II, 4264 | olim: Mus.ep. L. Rubiner 5 (Busoni-Nachl. B II) |

Nachweis Kalliope

Zustand
Der Brief ist gut erhalten; Umschlagaufriss ohne Textverlust.
Umfang
1 Blatt, 1 beschriebene Seite
Hände/Stempel
  • Hand des Absenders Ludwig Rubiner, Brieftext in schwarzer Tinte, in lateinischer Schreibschrift.
  • Vmtl. Hand des Empfängers Ferruccio Busoni, der auf der Umschlagrückseite die Zuordnung
  • Rubiner
  • und das Datum mit Bleistift notiert hat.
  • Hand des Archivars, der die Signaturen mit Bleistift eingetragen hat.
  • Hand des Archivars, der die Zuordnung innerhalb des Busoni-Nachlasses mit Rotstift vorgenommen hat
  • Bibliotheksstempel (rote Tinte)
  • Bibliotheksstempel (blaue Tinte)
  • Poststempel (schwarze Tinte)
Bildquelle
Staatsbibliothek zu Berlin · Preußischer Kulturbesitz: 1234

Zusammenfassung
Rubiner bittet um ein Treffen wegen einer mit René Schickele entwickelten „wichtige[n] Idee für die Weißen Blätter.
Incipit
Wieder einmal hat mir meine so unschweizerische Menschenscheu

Inhaltlich Verantwortliche
Christian Schaper Ullrich Scheideler
bearbeitet von
Stand
16. Januar 2017: in Korrekturphase (Transkription abgeschlossen, Auszeichnungen codiert, zur Korrekturlesung freigegeben)
Stellung in diesem Briefwechsel
Vorausgehend Folgend
Benachbart in der Gesamtedition